Von Lothar W. Kroh
So ein fröhliches Treiben hat die Alte Klostervogtei in Bad Doberan schon lange nicht erlebt. Bei typisch nordischem Weihnachtswetter mit dicken Wolken und anfänglich leichtem Niesel folgten zahlreiche Doberaner der Einladung der Händler der Klostervogtei zu einem sehr romantischen Weihnachtsnachmittag und -abend auf dem Klostergelände.
Natürlich konnte man die Vogtei über die Straße betreten, doch der Weg durch das dunkle Nordtor vermittelte einem durch die vielen Lichter in der Ferne und die leise weihnachtliche Musik, die man nun hören konnte, einen stimmungsvollen Eindruck. Als ich ankam, war das Markttreiben schon in vollem Gange, der Weihnachtsmann und ein engelhaftes Helferchen liefen über den Mark und machten nicht nur Kinder mit Süßigkeiten glücklich, sondern auch Erwachsene ließen sich gern mit ihm ablichten. Auch unser Bürgermeister Jochen Arenz, zünftig durch eine Weihnachtskappe „behutet“, suchte die Nähe des Weihnachtsmannes. Man weiß nicht, ob er nicht im privaten Gespräch einige geheime Wünsche der Stadt Doberan bei ihm untergebracht hat.
Der Stardesigner der Aida, Feliks Büttner, wurde auch magisch vom Weihnachtsmann angezogen. Im tiefsten Herzen sind wir wohl alle noch Kinder. Feliks Büttner wollte neben dem Besucherzentrum des Klostervereins auch einen Blick in die Backhausmühle werfen, wo Vereinsmitglieder Fragen zur Mühle beantworteten und die aktuellen Bauvorhaben am Wirtschaftsgebäude erläuterten.
Das Besucherzentrum des Klostervereins war an diesem Abend wirklich zu einem Zentrum der Vogtei geworden. Viele Gäste trafen sich hier für einen kleinen Schwatz mit Bekannten und Freunden und zu einem kleinen Umtrunk. Das Klostermodell in der Mitte des Raumes war Gegenstand für Fragen, die kompetent von Vereinsmitgliedern beantwortet wurden. Wegen der winterlichen Temperaturen hatten sich auch zwei Spinnerinnen aus Retschow im Raum niedergelassen und zeigten ihre Kunst der Wollspinnerei.
Die Kinder hatten viel Spaß an den von der Feuerwehr unter Glut gehaltenen Brennschalen, wo sie Stockbrot backen konnten. War das verzehrt, trafen sie sich zu einer kurzweiligen Stippvisite an der Leinwand, auf der verschiedene Trickfilme mit dem kleinen Maulwurf flimmerten. Übrigens hätte ich nicht erwartet, dass sich so viele Besucher dann auch dem späteren Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ ansahen. Eine tolle Idee der Initiatoren, den Markt dadurch aufzulockern.
Ja, und was macht Kinderherzen noch froh, eine Weihnachtsbäckerei. Gleich rechts vom Besucherzentrum konnten sie so richtig Teig kneten und ausrollen. Ein Heidenspaß für die Kinder.
Die Grundlage für all dieses wunderbare Treiben waren natürlich die Händler in ihren Weihnachstbuden und Läden. Naschereien, deftige Brat- und Rauchwürste und einen guten Schluck Glühwein, was braucht es mehr für einen zünftigen Weihnachtsmarkt. Die Anbieter hatten aber wohl auch selbst viel Freude an ihren Produkten. Sie lachen fröhlich in die Kamera und verbreiten eine gemütliche Stimmung. Aber nicht nur für das leibliche Wohl war gesorgt, auch die Händler waren für den einen oder anderen wohl die letzte Chance, noch ein Weihnachtsgeschenk zu erwerben. Ob das nun Kosmetika oder Schmuck oder auch Weihnachtsschmuck war, ich glaube der Umsatz hat an diesem Abend gestimmt. Einige der Händler hatten sich extra zünftig kostümiert und traten ihrer Kundschaft manchmal engelhaft entgegen.
Langsam wird mir kalt und mit Glühwein lässt sich die Kälte auch nicht länger kompensieren. Vielleicht hätte mich, zumindest mental, das Weihnachtssingen wieder erwärmt oder die Lesung. Aber ich gehe mit einem guten Gefühl im Bauch nach Hause, es war ein schöner stimmungsvoller Nachmittag und Abend in der Klostervogtei. Für nahezu jeden war etwas dabei und vielleicht gibt es ja eine Fortsetzung im nächsten Jahr.