Von Lothar W. Kroh

In den letzten vier Wochen waren es vor allem die „Mühen der Ebene“, die das Baugeschehen bestimmt haben. Zuallererst die Betonarbeiten – die tragende Wand in der Haupthalle, der Fahrstuhlschacht und die Wand im östlichen Seitenschiff, die den schon sanierten Rundbogen zur Sanitäranlage stabilisiert und abschließt, sind bis in eine Höhe von ca. 5 Metern fertig betoniert.

Beim Backsteinmauerwerk arbeitet man sich Schritt für Schritt in der großen Halle von Süd nach Nord, also von der neuen Betonwand in Richtung Nordgiebel. Die südlichen der Arkadenbögen der unteren Ebene sind schon ertüchtigt und haben das neuzeitliche Kalksandstein-Flickwerk gegen Backstein getauscht. Ein Blick nach oben zeigt, dass die horizontale Basis der ersten Bogenreihe durch neue Ziegel ersetzt worden ist. Neben den alten Backsteinziegeln, die vor Ort verbleiben konnten, bilden sie nun gemeinsam mit den neuen Formsteinen den Sims

Bei diesen Bögen sind weitere Arbeiten zur Stabilisierung nicht nötig, sie haben die nötige Standfestigkeit. Ganz anders sieht es bei den Bögen auf der 3. Etage aus, worauf ich gleich zu sprechen komme. Bis auf die äußeren Kupferbleche sind auch die ersten beiden Sandsteinlaibungen, innen wie außen, komplett saniert, werden aber durch die Gerüste noch teilweise verdeckt. 

Auf den Flächen im Ostschiff, die zukünftig die Toilettenräume beherbergen sollen, sind die Wände mit Kalksandsteinen aufgemauert. Die Einteilung der Räume ist schon klar zu erkennen und demnächst kann hier die Decke betoniert werden

Nur die Anschlussfugen zwischen den Kalksandsteinwänden und dem Bestandsbacksteinmauerwerk müssen noch mit Kalkmörtel geschlossen werden. Für die Bauarbeiten in die Höhe wurden die umfangreichen Gerüste gestellt, die nun im südlichen Teil der Haupthalle bis an die obere Kante des Gebäudes reichen

Hier stehen die Bauleute vor argen Problemen. Die oberen, südlichen Arkadenbögen sind nach dem Brand und infolge des über Jahrzehnte schlechten Witterungsschutzes nun so „bröselig“, dass sie zum Teil abgetragen werden müssen. Diese Arbeiten an den beiden Arkadenbögen sind letzte Woche in Angriff genommen worden. Zuvor hatte man sich jedoch mit Denkmalschützern und Restauratoren über die notwendigen Arbeiten abgestimmt. Die beiden schon von weitem gut sichtbaren Holzkonstruktionen der Arkadenbögen dienen quasi als Schablone für die neue Aufmauerung der Bögen.

Eine Besonderheit haben die beiden Bögen aber noch. Die Stadt Bad Doberan hat bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz einen Förderantrag gestellt, der aus dem Gesamtpaket der Baufinanzierung die Sanierung dieser beiden Arkaden herausnehmen soll und mit einer Summe von ca. 20.000 € veranschlagt ist. Damit verringern sich die eigenen Baukosten, was wiederum dem gesamten Bau zugutekommt. Vielleicht gelingt es noch mehr solche einzelnen Bauaktivitäten aus dem zweiten Bauabschnitt herauszulösen und extern zu finanzieren (Spenden, andere Fördermittel). So geht wirtschaftliches Bauen unter schwierigen Bedingungen!  

Mit dem Blick auf den Winter muss man sich bald entscheiden, an welchem Teil des Wirtschaftsgebäudes dann auch außen weitergebaut werden soll. Die Entscheidung ist auf die Darre gefallen. Dafür wird man eine zeltartige Überdachung bauen lassen, die das Weiterarbeiten auch bei Regen und Schnee ermöglicht. 

Dieser mittelalterliche, quadratische Raum der Darre, der von hoher ästhetischer Qualität ist und früher ein Kreuzgratgewölbe getragen hat, muss grundlegend saniert werden. Dabei muss die südliche Backsteinwand infolge eines Baufehlers aus dem 19. Jahrhundert (Fundamentbruch der mittelalterlichen Wand infolge zu starken Untergrabens) vor dem „Abrutschen“ durch Spannanker gesichert werden. Heute übernimmt das die von jedem sichtbare Holzkonstruktion mit Betonfundamenten, die die Darre vor einem eventuellen Zusammenbruch sichert. 

Mit dem Restaurator, Andreas Baumgart, ist in der letzten Bauberatung vereinbart worden, dass zunächst die Gewölbezwickel in den Ecken gesichert, und der südöstliche Gewölbezwickel sanieren wird. Leider haben sich nur Fragmente der Formsteine in den Ecken erhalten, die aber trotzdem einen authentisch optischen Eindruck des Raumes vermitteln. In der Südwand hat sich der starke Ast oder Wurzel eines Baumes/Busches so tief in das Mauerwerk „eingegraben“, dass er ohne die Stabilität des südöstlichen Zwickel zu gefährden, nicht entfernt werden kann. Der Ast darf im Mauerwerk verbleiben. 

Bild: Lothar W. Kroh

Nach diesen restauratorischen Arbeiten ist geplant, die zum Teil erheblichen Risse in den Wänden zu schließen und die notwendigen Edelstahlanker zur Sicherung der Standfestigkeit der Darre einbringen. Um sich ein Bild von den notwendigen Arbeiten machen zu können, zeige ich ein paar Bilder zur Lage und zur Anzahl der Edelstahlanker.

Eine wirkliche Herausforderung an die Fachkompetenz der Bauleute vom Bauhof Dorsch, denn für die Anker sind zuvor noch Löcher in das marode Mauerwerk zu bohren.  

Danach werden die ursprünglichen Fenster und Türen restauratorisch ertüchtigt, was ihre zwischenzeitliche Stabilisierung notwendig macht. Die Arbeiten verlangen wiederum einen erhöhten Bauaufwand, der aber bei denkmalgerechter Sanierung unumgänglich ist. Allen Diskutanten um die Zukunft der Darre stand im Gespräch ein harmonisch gestalteter, mittelalterlicher Raum vor Augen, der zukünftig als Scriptorium genutzt werden soll. Wobei, die eigentliche mittelalterliche Funktion der Darre ist bis heute nicht ergründet.

Noch ein kurzer Blick ins Innere der Backhalle und auf den zukünftigen Zugang zum Wirtschaftsgebäude. Die beiden kürzlich in der Backhalle aufgefundenen Nischen müssen noch durch die Bauforschung begutachtet werden, um ihre bauliche Zukunft festlegen zu können. Vorab, ihre Sichtbarkeit ist beabsichtigt (neben dem Kamin ein weiteres Schmuckstück der zukünftigen Bibliothek), allerdings müssen die Hohlräume, aus Stabilitätsgründen etwas nach innen versetzt und ausgemauert werden. Größere Probleme ergeben sich mit der östlichen Backsteinwand im zukünftigen Haupteingang

Es scheint so, als ob die äußeren Backsteine der Wand im Begriff sind, sich selbst aufzulösen (Versalzung). Die Wand soll aber zukünftig nicht nur sich selbst, sondern auch noch zwei Stahlträger für die Decke darüber tragen. Nach eingehender Diskussion der Beteiligten ist entschieden worden, dass an der Wand, die eine Mächtigkeit von ca. 40 bis 60 cm besitzt, nur statisch notwendige Eingriffe vorgenommen werden sollen. Die ziegelsichtige Wand wird ansonsten allenfalls kosmetisch behandelt, also eingeschlagen Haken und Nägel etc. werden entfernt. Aber das sind Arbeiten die für den Winter vorgesehen sind.