Bautagebuch April 2025
Von Lothar W. Kroh
Mittlerweile ist die Baustelle am Wirtschaftsgebäude der Klosteranlage Bad Doberan in fast allen Köpfen der Doberaner angekommen. Immer wenn sie – oder auch Besucher und Touristen – das Klosterareal durchqueren, hören und sehen sie die emsige Tätigkeit am Bau. Wer es gemütlicher mag, setzt sich bei schönem Wetter einfach mal ins Café am Kornhaus und schaut den Bauleuten auf ihren Gerüsten bei der Arbeit zu. Apropos Wetter: Das macht das Bauen in dieser Jahreszeit überhaupt um einiges leichter – es geht jetzt ohne dicke Kleidung, Wollsocken und Kälteschutz für die Baumaterialien wieder besser voran.
Die laufenden Arbeiten sind gegenwärtig vor allem auf die Ertüchtigung des Gebäudes fokussiert, damit unser Ziel, „Neues Leben unter neuem Dach“, Wirklichkeit werden kann. Die „Herzkammer“ des ehemaligen Klosters Doberan – wie das Wirtschaftsgebäude von den Bauforschern WINTERFUCHS im 9. Band der CONVENT-Reihe bezeichnet wird – soll zu einem zentralen Ort der Begegnung und für Veranstaltungen der Stadt Bad Doberan werden. Das ist ganz im Sinne der Zisterzienser, die hier im Kloster Doberan für die Region, aber auch für ganz Mecklenburg, ein Zentrum ihres spirituellen, karitativen und wirtschaftlichen Wirkens hatten.
Wie schon im Baubericht vom März erwähnt, stehen auch im April die Arbeiten zur Sanierung der Arkadenbögen sowie der westlichen und östlichen Außenmauern der großen Halle und die Stabilisierung der Ostwand im südlichen Seitenschiff an – denn diese müssen das neue Dach sicher tragen können.

Gleich nach der Wende, Anfang der 1990er Jahre, wurde bereits die erste Sicherung der teilweisen Ruine des Wirtschaftsgebäudes durch eine Hamburger Baufirma durchgeführt. Der Brand Ende der 1970er Jahre und der jahrelange zunehmende Verfall hatten das Gebäude so stark geschädigt, dass man handeln musste, um nicht das gesamte Gebäude zu verlieren. Bei diesen Arbeiten wurden die oberen Gesimse der Außenwände sowie der beiden Arkadenreihen schalig aufgemauert, mit Ziegelschutt verfüllt und 15–20 cm mit Beton ausgegossen – allerdings ohne eine sichere Verbindung zum unteren Mauerwerk herzustellen. Diese Konstruktion ist nach jetzigen Erkenntnissen nicht geeignet, als Basis für die Dachkonstruktion zu fungieren. Die Mauerkronen müssen also allesamt aufwendig abgetragen und durch stabile Gründungen ersetzt werden. Da ein händischer Abbau zu lange dauern würde, hat sich der Bauhof Dorsch entschieden, den Sims in einzelne Segmente zu zersägen und sie im Ganzen mit einem Kran herabzuheben. Eine notwendige, aber zugleich zeitintensive und zudem kostspielige Arbeit.



Bei den Arbeiten an den Arkaden macht sich die langanhaltende Trockenheit der vergangenen Wochen bemerkbar. Der Backstein ist derart ausgetrocknet, dass er unter der Hand fast zerbröselt. Hier kann die Lösung nur sein, die oberen Mauerschichten der Arkaden abzutragen und neu aufzumauern – was man von außen gut beobachten kann.
Eine weitere Aufgabe, von der man glaubte, dass sie schon erledigt sein könnte, ist die gewölbte Decke im östlichen Südflügel, direkt gegenüber vom Kornhaus. Ursprünglich sollten schon im Herbst 2024 die Stahlträger für die Decke über den gewölbten Räumen eingezogen werden. Die beauftragte Stahlbaufirma aus Thüringen ließ die Stadt als Auftraggeber jedoch einfach „im Regen stehen“ und sagte Anfang des Jahres den Auftrag ab. Nun ist es an der Stadt, den Auftrag für eine neue Stahlbaufirma auszuschreiben, die solche Träger herstellen und einbauen kann. Die Gewölbedecke selbst wurde ja schon im Sommer des vergangenen Jahres gesäubert und durch einen Kalkmörtelauftrag abschließend gesichert.

Außerdem muss die gesamte Ostwand in diesem Bereich durch sogenannte „Vernadelungen“ saniert werden, damit über Anker wieder eine feste Verbindung zwischen der äußeren Schale (dem Verblendmauerwerk) und dem tragenden Hintermauerwerk erreicht wird. Eine schlechte Gründung, die offenbar schon aus der Bauphase resultiert, führt dazu, dass das Mauerwerk auseinanderdriftet. Wenn ich die Architekten und die Baufachleute richtig verstanden habe, hat man schon im Mittelalter versucht, diese Rissbildung durch Verzahnung mit dem Mauerwerk des Baukörpers zu kompensieren.
Diese Arbeiten sowie die notwendige Sicherung des Notdaches über der großen Backhalle werden allerdings momentan zurückgestellt. Vorrangig sollen die Baukapazitäten für die Arkadenbögen und die Simse der Mauerkronen sowie die Betonierung der Decke in der Darre eingesetzt werden. Allerdings muss das Mauerwerk der Darre zuvor noch gesichert werden – die notwendigen Bohrarbeiten für die Wandanker haben in der vergangenen Woche bereits begonnen. So viel vielleicht zu den aktuellen Arbeiten im Außenbereich des Wirtschaftsgebäudes.
Im Inneren des Hauses geht die Stabilisierung der Fachwerkwand weiter voran. Unlängst sind dafür die über 10 m langen Stützen eingebracht worden, und die Sanierung des Fachwerks – inklusive der geplanten Fenster und der Tür – kann nun beginnen.
„Neues Leben unter dem neuen Dach“ wird im Mühlenanbau bereits praktiziert. Hier haben die „Müllerburschen“ des Vereins das Zepter wieder fest in der Hand. Nahezu wöchentlich finden – bei laufenden Bauarbeiten am Backhaus – Führungen und Demonstrationen in den Räumen des Mühlenanbaus statt.
Außerdem machen sich die sehr rührigen Mitglieder der Mühlengruppe vom Klosterverein schon Gedanken, wie die Räume für Ausstellungen etc. künftig genutzt werden könnten. Unlängst fand in Doberan auch die Mitgliederversammlung des Mühlenvereins Mecklenburg-Vorpommern e.V. statt. Kay Wildeck und Dirk Emmerich haben auf unserer Kloster-Website darüber berichtet.
So weit ist man mit der großen Backhalle noch nicht. So beeindruckend sie in ihrer Größe auch sein mag – neue Erkenntnisse über mittelalterliche Fußböden oder Einbauten lassen sich nicht identifizieren. Das geht aus der „Archäologischen Befunddokumentation“ (2025) von Dr. Heike Kennecke und Dirk Schumann hervor, die seit Anfang des Jahres der Stadt vorliegt. Bis auf die bekannte, kaminartige Situation in der südlichen Giebelwand des Mittelschiffs wurden keine eindeutigen Hinweise auf eine bauzeitliche Ofenanlage gefunden. Dr. Tanja Winter und Christian Fuchs gehen in der CONVENT-Reihe, Band 9 (2024), ebenfalls auf die mittelalterliche Situation ein:
(Zitat) „Diese Feuerstelle (Kaminanlage in der Backhalle) war Teil des bauzeitlichen Konzeptes von um 1300, denn das Mauerwerk des Südgiebels verfügt über einen entsprechenden Schornstein. Westlich der Feuerstelle befand sich ein Durchgang, der heute vermauert ist. Auf Höhe des Obergeschosses gab es eine Öffnung östlich des Schornsteins.“ Diese Feuerstelle, die möglicherweise zugleich Rauchabzug für die Backhalle war, hatte mit 2,80 m Breite und 1,80 m Höhe beträchtliche Ausmaße.
Man darf heute davon ausgehen, dass wohl im Kloster Doberan zwei Orte für das Backen und Brauen existierten – mit der Errichtung der Klosterbauten Anfang des 13. Jahrhunderts das Back- und Brauhaus im südwestlichen Klausurflügel und das Backhaus im Wirtschaftsgebäude, das „…nachweislich als Backhaus, Lagerhaus und Mühle gedient hatte“ (Zitat: Dr. Tanja Winter und Christian Fuchs).
Ich habe mir erlaubt, abschließend in einem kleinen Aquarell die mittelalterliche Situation im Backhaus zu entwerfen, welches die eben skizzierte Beschreibung in der Backhalle bildlich in Szene setzt.

Aquarell: Lothar W. Kroh