Bautagebuch Juli 2025
von Lothar W. Kroh
Längere Zeit war ich nicht auf der Baustelle, und deshalb besonders gespannt, was sich alles verändert haben mag. Was mir sofort ins Auge gefallen ist, sind die Fortschritte am Ausbau der Arkaden. Man kann es gar nicht übersehen, die neu aufgemauerten, nun stabilen Arkadenbögen heben sich deutlich von der zum Teil maroden, mittelalterlichen Bausubstanz ab. Jedoch will ich gleich zu Beginn betonen, dass diese Arbeiten unter strenger Einhaltung denkmalpflegerischer Vorgaben geschehen. Dennoch sind notwendige Erneuerungen zur Stabilisierung und Tragfähigkeit der Mauern für das Dach unverzichtbar und wo es möglich ist, werden auch alte Form- und Backsteine wieder in den Verbund eingefügt.
„Großer Bahnhof“ auf der Baustelle des Wirtschaftsgebäudes: Ende Juli versammelten sich Vertreter der Stadt Bad Doberan, des Architekturbüros A&P, des Bauhofes Dorsch, der Ingenieurgesellschaft Dr. Apitz, der KPI-Planungsgesellschaft und des Klostervereins Doberan zur turnusmäßig anberaumten Bauberatung. Im Mittelpunkt des Meetings wurden anstehende Fragen der baulichen Stabilität des Gebäudes, vor allem des Nordgiebels und der nordöstlichen Außenwand, erörtert. Da die Stabilität gerade bei sehr alten, oft umgebauten und zudem ruinösen Gebäuden eine zentrale Rolle spielt, ist die Expertise eines Statikers erforderlich, weshalb auch Herr Wendelborn vom Ingenieurbüro Dr. Apitz zu dieser Beratung eingeladen wurde. Doch wie stellt sich die aktuelle Situation auf der Baustelle dar?
Die Arbeiten zur Sanierung der oberen Arkadenbögen schreiten in den letzten Wochen sichtbar voran und sie werden voraussichtlich in den nächsten Wochen die nördliche Giebelwand erreichen. Für die Sanierung des letzten Bogens der mittleren Arkadenwand ist dabei der Rückbau des Pfeilers erforderlich, der derzeit kraftschlüssig mit der Giebelwand verbunden ist.

Dieser Pfeiler sowie die in den 1990er Jahren eingebrachten Zuganker, die durch das Gebäude laufen und auch zukünftig dort verbleiben sollen, nehmen aktuell die Windlasten auf den Nordgiebel auf und sichern ihn gegen Abrutschen oder Abbrechen. Damit werden sowohl Personen als auch die umliegenden Gebäude vor Schaden geschützt.

In der Beratung wurden nun verschiedene Lösungsansätze für das Problem diskutiert. Schließlich einigte man sich darauf, den Vorschlag von Herrn Wendelborn aufzugreifen und im weiteren Baugeschehen zwei Maßnahmen zur Stabilisierung der Wand vorzusehen.

Zum einen soll ein zusätzlicher Zuganker über den bereits vorhandenen Ankern eingebaut werden. Außerdem ist geplant, im Inneren des Gebäudes ein Holzgerüst bis zum First zu errichten, das mit einem außen angebrachten zweiten Gerüst verstrebt wird. Beispiele für dieses Vorgehen kennen die Baubeteiligten aus Arbeiten an Gebäuden in Wismar und im kleineren Maßstab an der Darre unseres Hauses.

Ob der derzeit vorhandene Pfeiler über dem letzten Bogen der Mittelarkade wieder rekonstruiert oder wegfallen kann, wird später entschieden. Schließlich wird der geplante Ringbalken, der in diesem Bereich die Last des Daches aufnehmen soll, mit den Arkadenbögen über weitere Zuganker verbunden.
Der Rückbau des maroden Mauerwerkes auf der nordöstlichen Gebäudewand ist nahezu vollständig abgeschlossen. Die Mauerkrone wird gegenwärtig neu aufgemauert. Sorgen macht den Bauleuten schon seit geraumer Zeit der Abriss der Ostwand vom Baukörper, direkt an der mittelalterlichen Querwand. Dort klafft eine ausgemauerte Lücke von mehr als 30 cm. Wahrscheinlich wird man auch hier nicht ohne das Einbringen von Zugankern auskommen.

Außerdem ist die gesamte östliche Gebäudewand nicht in einer Flucht, sodass die spätere Dachkonstruktion wohl angepasst und vielleicht in einem sanften Bogen verlaufen wird(?).
Die zu Beginn des Beitrags gestellte, wichtige Frage nach der Baustabilität des Nordgiebels und der Ostwand, sind damit vorerst beantwortet. Allerdings hat man bei diesem Bau die Erfahrung gemacht, dass aktuelle Situationen oft auch zu spontanen, ad hoc Antworten herausfordern.
Eine wirklich gute Nachricht für den Fortschritt am Bau ist die absehbare Beauftragung eines neuen „Stahlbauers“. Möglichst bald sollen Anlaufberatungen zwischen ihm und dem Bauhauptgewerbe stattfinden, um die längst überfälligen Arbeiten an den Deckenkonstruktionen über den gewölbten Räumen und der Haupthalle in Angriff zu nehmen.
Schließlich ein Wort zur Beauftragung der KPI-Planungsgesellschaft für die Arbeiten zur technischen Gebäudeausrüstung (TGA). Der Geschäftsführer der KPI, Herr Meyer und der Teamleiter Herr Jordan wurden von der Stadt eingeladen, um sich in der Bauberatung mit dem Gebäude selbst sowie den Anforderungen vertraut zu machen. Sabine Kran-Schulze hat beide zudem in gewohnt professioneller Weise mit einigen Fakten zur Geschichte und der Bausubstanz des Wirtschaftsgebäudes vertraut gemacht. Im Anschluss an die Bratung traf man sich noch im Blauen Salon für eine Planungsberatung und einem weiterführenden Gedankenaustausch mit dem Auftraggeber, der Stadt Bad Doberan, und der beteiligten Baufirma.
Was mich bei den Besuchen auf der Baustelle immer wieder aufs Neue beeindruckt, ist das Engagement und das Können aller beteiligten Baufachleute, insbesondere der Maurer vor Ort, über die ich einfach ein paar Worte sagen muss. Manchmal gleicht die Rekonstruktion von Mauern und Bögen an verschiedenen Stellen des Gebäudes einer Puzzlearbeit, wenn zum Beispiel Lücken und Löcher in den mittelalterlichen Mauern geschlossen werden müssen. Das liegt zum Teil daran, dass der Backstein über die Jahrhunderte marode geworden ist, seine Tragfähigkeit aber dennoch erhalten werden soll. Das ist dann kein Stein-auf-Stein sondern ein zeitraubendes Arbeiten Stein-in-Stein. Aus meiner bescheidenen Sicht als Laie muss ich sagen, ich habe den Eindruck, dass alle Mitarbeiter auf unserer Baustelle eine wirklich gute Arbeit leisten. Die Organisation des Baugeschehens vor Ort liegt in den Händen des Poliers, Herrn Oldach. Fachmännisch organisiert er die Arbeiten und leitet die Mitarbeiter auf seiner Baustelle an. Außerdem ist er stets selbst an guten Lösungen für auftretende Probleme interessiert und selbst daran beteiligt. Mir ist bei alledem nicht bange, wir werden unserem Ziel: „Neues Dach für neues Leben“ mit jedem Tag ein Stück näherkommen.