Borretsch – Heilkraut des Monats Oktober
Von Claudia Pirch-Masloch
Wenn die ersten Blätter fallen … ein Spaziergang im Doberaner Klostergarten lohnt sich auf alle Fälle auch im Herbst. Die meisten Kräuter sind zwar verblüht, aber die Blätter vom Fenchel, Liebstöckel, Salbei und Rosmarin verströmen in der kühlen Luft einen intensiven Duft.
Borretsch reiht sich in diesen Duftcocktail nur mit einem sehr zarten Duft ein, der an Gurken erinnert. Dafür hat er aber noch immer zahlreiche Blüten im Angebot, an dem sich Hummeln, Bienen und Schmetterlinge laben können. Die leuchtend blauen Blüten vom Borretsch sorgen von Juni bis in den Herbst für einen reich gedeckten Tisch für die vielen Insekten, die im Doberaner Klostergarten umherschwirren.

Die hübschen Blüten sind nicht nur für Insekten interessant – sie eignen sich auch sehr gut als essbare Dekoration für Salate oder kalte Platten. Mit jungen Blättern kann man Quark, Gurkenspeisen oder Kräutersaucen verfeinern.
Die Samen vom Borretsch verteilten sich flugs im Wind und können sehr schnell keimen. Bei der Gartenarbeit im Klostergarten finden wir an allen Ecken die Sämlinge, die anhand der ovalen behaarten Blätter gut erkennbar sind. Beim Darüberstreichen prickeln die Härchen leicht auf der Haut – ein angenehm belebendes Gefühl.
Ursprünglich stammt Borretsch (Borago officinalis) aus dem Mittelmeerraum, wird aber seit Jahrhunderten auch in Mitteleuropa kultiviert und wächst hier vielerorts verwildert. Genau lässt sich nicht belegen, woher der für uns recht fremd klingende Name „Borretsch" stammt. Eine Erklärung führt den Namen auf das arabische „abu r-rach" = „Vater des Schweißes" zurück, da Borretsch in der traditionellen Medizin als schweißtreibend gilt. Über das Mittellateinische „borra" und das Altfranzösische „bourage" gelangte der Name schließlich ins Deutsche. Er wird auch als Gurken- oder Kukumerkraut bezeichnet.
In Klostergärten war Borretsch ein fester Bestandteil der „Apotheke der Natur". Traditionell wurde Borretsch in der Volksmedizin bei Husten, Hautproblemen und zur Stärkung der Nerven eingesetzt. Er wurde nicht nur medizinisch, sondern auch als Bienenweide angebaut, was für die Versorgung mit Honig und Wachs wichtig war. Im Mittelalter galt Borretsch als heilkräftiges „Mutkraut", das den Geist aufhellen, Traurigkeit vertreiben und Stärke verleihen sollte – gleichzeitig war er ein nützliches Küchen- und Gartenkraut.

Aber auch beim Borretsch müssen wir warnen! Er enthält Pyrrolizidinalkaloide (PA) – natürliche Giftstoffe, die von bestimmten Pflanzen als Abwehr gegen Fressfeinde und Krankheitserreger erzeugt werden. Sie können in größeren Mengen leberschädlich sein. Deshalb wird von häufigem oder hochdosiertem Verzehr abgeraten!
Die Samen enthalten Gamma-Linolensäure (GLA). Das daraus gewonnene Borretsch-Öl, wird in Nahrungsergänzungsmitteln und Hautpflegeprodukten genutzt. Eine weitere Besonderheit von Borretsch ist seine Fähigkeit, den Boden zu verbessern. Die Pflanze hat eine tiefe Pfahlwurzel, die den Boden auflockert und Nährstoffe an die Oberfläche bringt.
Der Borretsch ist zusammengefasst ein Tausendsassa – nützlich und hilfreich!
