Der Bauzaun an der Wollscheune ist weg

19/12/2025

von Dirk Emmerich

Der Bauzaun ist weg. Der dritte Bauabschnitt ist vollendet. Die Wollscheune ist nun für die Zukunft gesichert, und vom gesamten Klostergelände bietet sich ein schöner Blick auf die Wollscheune – ohne den wenig dekorativen Bauzaun.

Die Sanierung hatte 2018 unter der Leitung von Architekt Peter Petersen begonnen, hier bei einem Ortstermin an der Wollscheune. Damals stand zunächst die Sanierung der Nordwand im Mittelpunkt – der größten der drei verbliebenen Wände –, die mit 25.000 € gefördert wurde. Das war der erste Bauabschnitt. Anschließend wurde in einem zweiten Bauabschnitt die Westwand gesichert.

Zuletzt ging es darum, die weit über 100 Jahre alte Esche, die im Laufe der Jahrzehnte fest mit den Resten der Ostwand verwachsen war, dauerhaft in die Wollscheune zu „integrieren“. Über anderthalb Jahre war die Ostwand eingerüstet, um diese Symbiose zukunftssicher zu machen. Die Esche hatte sich bereits seit langer Zeit an der Wand festgehalten. Bei kräftigem Wind wippte nicht nur die Esche, sondern auch die gesamte Wand, die inzwischen leicht nach innen gewölbt ist – fast so, als wolle sie der Esche mehr Raum geben. Dies stellte ein Risiko für die Stabilität der Wand dar. Überlegungen, die Esche zu fällen, wurden jedoch schnell verworfen. Erstens gehörte sie seit Jahren zum Erscheinungsbild der Wollscheunenreste, und zweitens wären die Risiken für die Statik der Ruine viel zu groß gewesen. Nun ist alles für die nächsten Jahrzehnte gesichert.

Die Wollscheune blickt auf eine lange Geschichte zurück. Über ihre Nutzung gibt es unterschiedliche Versionen. Fest steht, dass das Dach des zweigeschossigen Gebäudes um 1850 infolge eines Sturms eingestürzt ist und das Gebäude danach nicht mehr genutzt werden konnte. In der Folgezeit wurde massiver Raubbau betrieben, sodass 1920 nur noch die Außenwände standen.

In den 1950er Jahren versuchte der Denkmalpfleger und Architekt Adolf Friedrich Lorenz, das ursprüngliche Aussehen der Wollscheune mit einer Zeichnung zu rekonstruieren. Möglicherweise sah sie jedoch ganz anders aus und verfügte über mehrere Anbauten, wie Architekt Peter Petersen vermutet. Auf jeden Fall kommt diesem Rekonstruktionsversuch das Verdienst zu, Größe und Bedeutung der Wollscheune in ihrer Hochphase anschaulich zu vermitteln.

Bereits 2024 wurde die Stadt für ihre Verdienste um die Sicherung der Wollscheune mit einer Bronzetafel der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz“ ausgezeichnet. Nach Abschluss aller Sanierungsarbeiten wird sie nun einen gebührenden Platz an einer der Mauern der Wollscheune erhalten.

v.l.n.r. Ralf Schinke (Deutsche Stiftung Denkmalschutz), Peter Petersen (Architekt), Katy Hoffmeister (Stadtpräsidentin Bad Doberan), Jochen Arenz (Bürgermeister Bad Doberan)