„Die Klosterlandschaften der Zisterzienser in Sachsen-Anhalt und Sachsen – Auf dem Weg zum europäischen Kulturerbe-Siegel“. Unter diesem Motto stand die diesjährige Exkursion des Klostervereins, die am letzten Oktober-Wochenende stattfand.

Für die 26 Mitglieder des Vereins war es ein kurzweiliger und sehr intensiver Ausflug mit jeder Menge Wissenszuwachs.

Erster Höhepunkt war nach einer fünfstündigen Busfahrt das Kloster Helfta St. Marien in der Lutherstadt Eisleben. Es entstand 1229 als Nonnenkloster und war im 13. Jahrhundert stark geprägt von drei großen Mystikerinnen, unter anderem der heilig gesprochenen Gertrud von Helfta.

Nach der Reformation wurde das Kloster 1542 säkularisiert, später als preußische Domäne und in der Zeit der DDR als volkseigenes Gut für Lagerzwecke genutzt. Seine 1988 geplante Sprengung wurde durch Eingaben eines Kunstlehrers verhindert. Nach der Wende gab es dann schnell die Idee, das Kloster wieder aufzubauen und zu nutzen. Mit großem Engagement an verschiedenen Stellen gelang dies auch. 1999 wurde es von sieben Zisterzienserinnen aus der Abtei Seligenthal in Landshut bezogen. Eine von ihnen lebt noch heute hier – die aus Rumänien stammende, überaus freundliche und humorvolle Schwester Gracia, die den Besuchern all dies erklärte und darüber hinaus mit kleinen Geschichten untermalte. Erlebte und gelebte Geschichte zum „anfassen“.

Zum Abschluss gab es ein Picknick im Kloster, anschließend ging’ es weiter zum Naumburger Dom…

Der Naumburger Dom St. Peter und St. Paul zählt zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern des europäischen Hochmittelalters und gehört seit 2018 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ausschlaggebend dafür ist der Westchor mit dem Lettner und seinen zwölf Stifterfiguren aus dem 13. Jahrhundert. Die Stifterfigur Uta gilt als Sinnbild für die „schönste Frau des Mittelalters“.

Der 1519 von der Lucas Cranach erstellte Marienaltar wurde 1541 im reformatorischen Bildersturm größtenteils zerstört. Die erhalten gebliebenen eingelagerten Seitentafeln wurden 2020-22 durch den Leipziger Künstler Michael Triegel mit einer neuen Marienszene als Mitteltafel ergänzt.

Nach der Weihe durch den Landesbischof entbrannte dann ein bizarrer Streit unter Kunsthistorikern und Denkmalpflegern, ob die Neuinterpretation des Altars in der neuen Form denn so tragbar sei. Plötzlich stand der Welkulturerbe-Status der UNESCO in Frage. Nach 73.000 Besuchern in nur fünf Monaten wurde das Altarentabel im Dezember 2022 wieder abgebaut und befindet sich derzeit auf einer Wanderausstellung. Anfang Dezember soll es in den Naumburger Dom zurückkehren und dort bis Juli 2025 verbleiben. Ob und wie dieser Streit um die Deutungshoheit entschieden wird, ist ungewiss. Schade eigentlich, denn der Marienaltar mit mit Bezug auf Lucas Cranach wäre ein Besucher-Magnet für den Dom.

Am zweiten Tag der Exkursion ging es weiter in das Kloster Pforte, 1137 von Zisterziensern gegründet. Die romanische Kirche wurde gut hundert Jahre später im romanischen Stil erweitert. Bei bestem Herbstwetter gab es auf einer vier Kilometer langen Wanderung viel über die Zisterzienser als Meister des Wasserbaus an der Saale zu erfahren.

Bereits sieben Jahre nach der Klostergründung wurde der erste Weinberg angelegt.  Bis heute werden hier Weine produziert, die von den Hängen der Saale stammen. Auf dem Weingut des Klosters fand ein Seminar statt. Und dazu gab es im alten Kellergewölbe des Klosters natürlich auch eine Verkostung der trockenen Saale-Unstrut-Weine, die weit über die Region hinaus geschätzt sind.

Am dritten Tag ging es ins Nachbarland Sachsen, ins Kloster Buch an der Mulde. Auch dieses ehemalige Zisterzienserkloster wurde bereits im 12. Jahrhundert gegründet, jedoch 1525 aufgelöst und verlor schnell an Bedeutung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es während der Bodenreform in der DDR in ein volkseigenes Gut umgewandelt. Im Jahr 2000 kaufte der Förderverein Kloster Buch die völlig heruntergekommene Anlage für den symbolischen Wert einer DM. Nach den beiden verheerenden Hochwasserkatastrophen 2002 und 2013 wurde das Kloster schließlich mit viel Engagement, Entschlossenheit, Spenden und Fördergeldern zu neuem Leben erweckt. Das erzählte und erläuterte Heiner Stephan, der dem Verein nicht nur als Vorsitzender vorsteht, sondern seit fast 20 Jahren auch Bürgermeister des Ortes ist.

Höhepunkt und Abschluss der Exkursion war dann das Drei-Gänge-Reformationsessen. Denn der dritte und letzte Tag fiel in diesem Jahr auf den 31. Oktober.

Zurück nach Hause im Bus dachte der eine oder andere an die Rückfahrt im letzten Jahr als das Corona-Virus zuschlug, was die meisten erst zu Hause merkten. Davon blieb die Reisegruppe in diesem Jahr verschont. Bereits jetzt gibt es erste Ideen für die nächste Exkursion des Klostervereins im nächsten Jahr.

mit Unterstützung von Torsten Krahn & Antje Benesch