Von Lothar W. Kroh

Auf den Büchertischen im Besucherzentrum und im Münster liegt der vor Kurzem erschienene 9. Band der CONVENT-Reihe. Eine Buchreihe, die vom Verein der Freunde und Förderer des Klosters Doberan e.V. seit 2005 herausgegeben wird und die sich der Geschichte und Gegenwart des Klosterwesens in Mecklenburg und in Vorpommern widmet. Zahlreiche namhafte Autoren beschäftigen sich in den Beiträgen mit historischen und baugeschichtlichen Fragestellungen aber auch solchen Fragen, wie sich die Klöster des nordostdeutschen Ostseeraumes in die Entwicklung zu einer „Klosterlandschaft“ einbeziehen lassen und sich zukünftig als Zentren von Kultur und Tourismus im Land präsentieren können.

Im ersten Band der Reihe, der, wie gesagt, vor knapp 20 Jahren erschienen ist, werden die wichtigen Klosterstätten in MV unabhängig von ihrer Konvention zusammenfassend vorgestellt.  Den Rahmen dafür bilden die historischen Hintergründe und die Baugeschichte der besprochenen Klöster. Eine besondere Aufmerksamkeit wird den beiden Klöstern Dobbertin und Doberan geschenkt. Dem Ersteren wegen seines außerordentlichen wirtschaftlichen Erfolges, es war das reichste Kloster in Mecklenburg und konnte als Stift die Zeit nach der Reformation gut überdauern, und Doberan wegen seiner engen Verbundenheit mit dem Mecklenburgischen Herzogshaus, dem es von Beginn an als wichtigste Grablege diente.

Der neue Band der CONVENT-Reihe hat auf den ersten Blick ein Inhaltsverzeichnis, das wie ein Double des ersten Bandes erscheint, auf den zweiten Blick offenbart sich es sich aber als ein interessanter Fortschrittsbericht der wichtigen Klosterstätten in Mecklenburg und Vorpommern.

Bei allen Schilderungen steht in den Beiträgen ein Gedanke im Mittelpunkt, die Darstellung der Entwicklung der baulichen und kulturhistorischen Situation und die Nutzung der Klöster im oben genannten Kontext. So ist beispielsweise das Nonnenkloster Rühn in das Eigentum des dortigen Klostervereins übergegangen, der es mit Hilfe von privaten Spenden aus der Region geschafft hat, einem deutlichen Restaurierungs- und Nutzungsschub zu initiieren und das Kloster in das Zentrum des Gemeinwesens einzubinden.

Es würde an dieser Stelle zu weit führen, würde man jeden Beitrag des neuen Bandes referieren. Bei der Durchsicht des Buches ist mir aber aufgefallen, dass neben der Präsentation von neuen Befunden der Historien- und Bauforschung, nun auch das aktuelle Klosterleben integriert ist. Die Einwohner in den Städten und Dörfern nehmen Besitz von ihren Klosterstätten, mehr noch, sie beziehen die Klosterstätten in das kulturelle Leben der Region ein. Das lässt sich sehr eindrücklich an der Entwicklung der beiden Klöster Eldena und Doberan ablesen. In beiden Zisterzienserklöster blüht das durch die Vereine initiierte Leben mit Klostermärkten, Sommertheater und Musikveranstaltungen. In diesem Jahr wirkt natürlich die Lichtgestalt der deutschen Romantik, der Maler Caspar David Friedrich, katalysierend für das Interesse am Kloster Eldena, das in seinen Bildern ein Hauptmotiv ist.

Die Entwicklung im Doberaner Kloster wir im neuen Band gleich mit zwei Beiträge bedacht und das nicht ohne Grund. Die vergangenen Jahre haben eine Vielzahl von Sicherungsarbeiten und Restaurierungen an den Klostergebäuden und im Klosterareal gebracht, die die Autoren im 9. Band ausführlich thematisieren. Und auch hier in Doberan ist das Kloster durch die Arbeit der Vereine, allen voran des Vereins der Freunde und Förderer des Klosters Doberan e.V. stärker in den Fokus der Allgemeinheit und der Stadt gerückt. Man hat erkannt, dass sich mit einer gepflegten, restaurierten Klosteranlage und deren sinnvollen Nutzung die Attraktivität der Stadt und das Interesse von Einheimischen und von Besuchern deutlich steigern lassen. Stellvertretend dafür seien der Marstall, die Backhausmühle oder auch die restauratorisch schon fast fertiggestellte Wollscheune genannt. In dem Beitrag der Autoren Sabine Krahn-Schulze, Manfred Lennarz und Dr. Jost Ebert finden wir aber nicht nur eine Analyse der Fortschritte an den Klostergebäuden, sondern in ihrem Beitrag wird auch die Arbeit des Vereins und der einzelnen Arbeitsgruppen gewürdigt, ohne den die erfolgreiche Entwicklung der letzten Jahre nicht möglich gewesen wäre.

Ein Highlight, dessen Lektüre man sich nicht entgehen lassen kann, ist aus meiner Sicht der von „winterfuchs“ verfasste Beitrag zur Bauforschung am Wirtschaftsgebäude, das seit knapp einem Jahr saniert wird. Der Stadt Doberan erschießt sich durch den Ausbau und dem neuen Dach die Möglichkeit, ein neues kulturelles Zentrum zu erhalten. Geht man heute durch das südliche Klosterareal, kann man die Baustelle ja nicht übersehen. Die systematisch ausgeführten Untersuchungen der beiden Berliner Bauforscher, Tanja Winter und Dr. Christian Fuchs, machen es sehr wahrscheinlich, dass das Wirtschaftsgebäude in der mittelalterlichen Klosterzeit ein Zentrum der Lebensmittelherstellung gehandelt hat. Zumal der Münsterbau, die Klostergebäude und das Wirtschaftsgebäudes zu fast gleicher Zeit errichtet wurden. Hier wurde Getreide gelagert, gemahlen, gebacken und später auch gebraut und gebrannt. Für alle diese Tätigkeiten lassen sich auch für die nachklösterliche Zeit bauliche Hinweise finden, die dieses Gebäude als das Wirtschaftszentrum des Klosters einordnen. Rätsel gab es zum Beispiel zu der über die gesamte Höhe des Gebäudes laufende nördliche Querwand. Frühere Annahmen vermuten in ihr die Wand eines Vorgängerbaus, nach den neuen Befunden der Bauforschung wird die Wand wohl aber eher als Abtrennung des Backhauses vom Lagerbereich gedient haben, die nachträglich in das Gebäude eingefügt und für die Nutzung als Backhaus errichtet worden ist. Durch die Arbeiten von Winter und Dr. Fuchs tritt der gesamte Bau mit seinen Toren und Durchgängen, seinen Lagerböden, Kellern und gewölbten Räumen aus dem Schatten der bisherigen Mutmaßung. Ihre Denkansätze beflügeln neue Erklärungen für die Verwendung des Gebäudes in der Klosterzeit und der Zeit nach der Reformation. Wann der südliche Anbau aufgeführt wurde und warum er in klösterlicher Zeit keinen Zugang von außen hatte, welche Kellergewölbe im Wirtschaftsgebäude lagen und oder welche Bewandtnis es mit der Ausmalung der großen Backhalle hatte, allen diesen Fragen können sie durch die Lektüre des neuen Bandes näher kommen.

Abschließend sei mir ein Wort des Dankes und der Anerkennung gestattet, die sich ganz explizit an Dr. Jost Ebert richtet. Seinem Engagement bei der Redaktion dieses Bandes, ach was sage ich, aller erschienenen Bände der CONVENT-Reihe, seinem Lektorat und nicht zuletzt seinen fachkundigen Beiträgen haben wir es zu verdanken, dass eine derartig interessante Lektüre auf dem Markt gekommen ist. Es bleibt zu hoffen, dass gerade der letzte Band eine große Verbreitung bei allen Klosterfreunden findet. Und wenn wir schon mal bei einer Danksagung sind ist es nicht nebensächlich, dass die Bücher verantwortlich vom Grünberg Verlag herausgebracht werden. Vielen Dank lieber Grünberg Verlag.   

Mit diesen kurzen Bemerkungen zum neuen Band der Convent-Reihe möchte ich meine kleine Rezension schließen. Ich hoffe, dass sich möglichst viele Leser für den neuen Band interessieren und sich meiner Meinung anschließen können. Lassen sie sich von weitaus mehr Details, und das nicht nur aus dem Kloster Doberan, überraschen. Der neue Band ist eine zusammenfassende Darstellung der Klosterlandschaft in Mecklenburg und Vorpommern, ein lesenswertes Buch mit vielen neuen Informationen.