Kloster Bad Doberan: Recherchen ergeben anderes Gründungsdatum
Paul Alexander Nebauer (v. l.), der zweite Vorsitzender Gunter Heilemann und Vorstandsmitglied Dietmar Schulze vom Klosterverein mit der Neuveröffentlichung „850 Jahre Zisterzienserkloster Doberan – Geschichte. Kultur. Barmherzigkeit“. Sie ist ab sofort erhältlich.
© Quelle: Sabine Hügelland
1171 soll das Zisterzienserkloster Bad Doberan gegründet worden sein. Der Förderverein des Klosters machte nun aber eine beinahe aufregende Entdeckung, die für Gesprächsstoff sorgt. Das Datum ist womöglich ein ganz anderes.
Sabine Hügelland Ostseezeitung 05.02.2023, 07:00 Uhr
Bad Doberan. Die Zisterzienser und das Kloster Bad Doberan beschäftigten schon viele Autoren. Jetzt gibt es Neues zu berichten. Der 187 Mitglieder starke Verein der Freunde und Förderer des Klosters Doberan gab jetzt das 167 Seiten umfassende Werk „850 Jahre Zisterzienserkloster Doberan – Geschichte. Kultur. Barmherzigkeit“ heraus. Ein Jahr später als geplant, weil im vergangenen Jahr der Initiator des Buches, Dr. Dieter Pötschke, verstarb. Er besaß ein umfangreiches Wissen zur Zisterziensergeschichte.
Schriftgelehrter konnte Neues herausfinden
„Paul Alexander Nebauer führte mit Dr. Jost Ebert das dadurch sehr schwierige Buchprojekt erfolgreich zu Ende“, erzählt Sabine Krahn-Schulze, Vorsitzende des Vereins. „Paul Nebauer gilt als Schriftgelehrter, der neben Lateinischen Schriften auch Altdeutsche Handschriften, Briefe, Dokumente, Urkunden und anderes vom 13. bis zum 20. Jahrhundert zu lesen weiß. Zudem kennt er sich ebenfalls gut mit der Geschichte des Klosters aus“, sagt der zweite Vorsitzende, Gunter Heilemann. „Die Schwierigkeit war nicht, dass ich es mit weiterführte, sondern das, was drum herum beachtet werden musste – wie die Seitenanzahl, der Rahmen an sich, in dem sich alles bewegen sollte“, so Nebauer. „Gefühlt habe ich es zehnmal gelesen“, sagt er. Das Besondere an dieser Arbeit war, „dass es zuvor nur kurze Geschichten von den
Anfängen und Bruchteile gab, aber keine zusammenhängende Veröffentlichung“, sagt Nebauer.
„Und dass wir so eine gute Qualität der Bilder haben, dafür sorgte Vorstandmitglied Dietmar Schulze“, sagt er. „Der Verein trägt dazu bei, das Erbe der Zisterzienser zu pflegen und zu erforschen“, so Schulze.
Im norddeutschen Mittelalter gab verschiedene Jahresanfänge
Und geforscht wurde wie immer gründlich. Einige neue Erkenntnisse könnten Diskussionen auslösen. Unter anderen stellte Paul Nebauer heraus, dass der Convent aus Amelungsborn nach heutiger Zeitrechnung zwar am 1. März 1171 zum Kloster Doberan aufbrach, aber in alten Schriften immer 1170 vermerkt ist. Dieser Unterschied liegt im Jahresanfang begründet. „Das Mittealter in Norddeutschland kennt mindestens sechs verschiedene Jahresanfänge, und da die Zisterzienser im Patrozinium der Maria leben und lebten, ist für sie der 25. März der Neujahrstag, der Tag der Verkündigung des Herrn durch den Engel Gabriel“, sagt Nebauer. „So ist also der Convent aus mittelalterlicher Sicht noch 1170, aber aus heutiger Sicht 1171 zwischen dem 20. und 24. März in Althof eingetroffen.“
Klosterstammbaum zeigt „Verwandtschaftsverhältnisse“
Mit Beginn der Planung zum Buch baten die Vereinsmitglieder Autoren um Beiträge anlässlich des 850. Gründungsjubiläums der bedeutenden norddeutschen Zisterzienserabtei in Doberan (1171–1552). Zehn Beiträge widmen sich dem Gründungsort Althof, der Geschichte des Klosters sowie dem Wesen und Wirken der Zisterzienser. Im Anhang werden die ältesten schriftlichen Dokumente und Urkunden erläutert und aus der „Reimchronik des Ernst von Kirchberg“ sind die Abschnitte, die das Kloster Doberan betreffen, ins Hochdeutsche übertragen. Außerdem gibt es einen Klosterstammbaum, der die „Verwandtschaftsverhältnisse“ der Klöster von Citeau bis Doberan darstellt.
Gefördert durch Landesregierung
„850 Jahre Zisterzienserkloster Doberan – Geschichte. Kultur. Barmherzigkeit“ ist im Buchhandel sowie beim Lukas-Verlag für 20 Euro erhältlich (ISBN 978-3-86732-420-5). Gefördert durch die Landesregierung MV, Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten. Neben der Convent-Reihe zu aktuellen Forschungsthemen und den Broschüren zu den Zisterzienserwegen und den Zisterzienser im Kloster Doberan von Peter Gerds, lieferte der Verein damit eine profunde nachträgliche Festschrift.
„Geleitworte im Buch kommen von der Stadtpräsidentin Katy Hoffmeister sowie vom Abt des Klosters Amelungsborn, Eckhard Gorka, und von Berthold Ostermann“, zählt Gunter Heilemann auf. Eine öffentliche Buchvorstellung zusammen mit der Stadt Bad Doberan wird vorbereitet.