Ortstermin Wollscheune. Wenn man den Weg vom Kornhaus und Wirtschaftsgebäude Richtung Münster geht, ist es die etwas versteckt weiter hinten im Park liegende und durch Bauzäune abgesperrte Ruine. Von dem einstigen Gebäude sind nur noch die nördliche Seitenwand und Teile des Ost- und Westgiebels erhalten. 

Der Ortstermin ist als Auftakt zum dritten Bauabschnitt und den zu erstellenden Antrag für die Fördergelder angesetzt. Vertreter unseres Vereins, der Stadt Bad Doberan, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege sowie der beauftragte Architekt machen sich ein Bild vor Ort. 

Anders als beim Wirtschaftsgebäude geht es bei der Wollscheune nicht um eine Restaurierung und Wiederherstellung des ursprünglichen Gebäudes, sondern um eine denkmalgerechte Sicherung der Ruine. Passiert das nicht, könnten Einsturz und Verfall drohen.

Die Sicherung der Ruine begann vor fünf Jahren im Jahr 2018. Damals stand zunächst die Sanierung die Nordwand, die größte der drei verbliebenen Wände im Mittelpunkt, die mit 25.000 € gefördert wurde. Das war der erste Bauabschnitt. 

Die hier sichtlichen Stützen, die bereits vor hundert Jahren angebracht wurden, wären es aus heutiger Sicht gar nicht erforderlich gewesen. 

Anschließend wurde in einem zweiten Bauabschnitt die Westwand gesichert. Nach einer Pause geht es im nun um den letzten Bauabschnitt, die Reste der Ostwand und die Esche, die weit über 100 Jahre alt ist und im Laufe der Jahrzehnte fest mit der Ruine verwachsen ist.  Überlegungen, die Esche zu fällen, wurden schnell verworfen. Erstens gehört sie seit Jahren zum Bild der Wollscheune-Reste dazu und zweitens wären die Risiken für die Statik der Ruine viel zu groß.

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Zur Geschichte:

Die Wollscheune (oder auch Wolfsscheune) wurde 1280/1290 als zweigeschossiger Backsteinbau errichtet. Es gibt unterschiedliche Deutungen der Nutzung des Gebäudes über die Jahrhunderte. Am weitesten verbreitet ist die Ansicht, dass das Gebäude als Hospiz und Herberge diente. Inzwischen belegen mehrere Quellen aber auch eine andere Version. Demnach könnte es ein Vorrats- und Arbeitshaus gewesen sein, eine Kämmerei. Im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm wird ein „Camerhaus“ auch als „Wol Haus“ bezeichnet, was ein Hinweis auf den Namen sein könnte. Gut möglich ist aber auch, dass der Name sich aber erst um 1765 einbürgerte, als hier über mehrere Jahre eine Wollmanufaktur untergebracht war. Die ging jedoch bald wieder pleite und danach verlor das Gebäude immer mehr an Bedeutung. Anfang des 19. Jahrhunderts gab es das Dach noch, doch es stürzte in Folge eines Sturms ein. Die Wollscheune verfiel immer mehr. Um 1920 standen dann nur noch die Außenwände.

In den 1950er Jahren hat der Denkmalpfleger und Architekt Adolf Friedrich Lorenz versucht, das Aussehen der Wollscheune von einst mit einer Zeichnung zu rekonstruieren. Möglicherweise sah sie auch ganz anders aus und verfügte über mehrere Anbauten, wie Architekt Peter Petersen vermutet und dies auch mit seinen Recherchen belegen kann. Auf jeden Fall kommt dem Rekonstruktionsversuch das Verdienst zu, Größe und Bedeutung der Wollscheune in ihrer Hochphase optisch zu vermitteln.

Klostervereins-Vorsitzende Sabine Krahn-Schulze und Architekt Peter Petersen sind wie alle Beteiligten des Treffens optimistisch, dass der Fördergeld-Antrag durch die entsprechenden Stellen genehmigt werden wird. Dann können die Arbeiten 2024 beginnen und sollen spätestens im Jahr 2025 abgeschlossen werden.