Von Lothar W. Kroh und Robert Harlaß

Es war der letzte große Vortrag in diesem Jahr, den der Klosterveien veranstaltet hat. Und es gab viel Neues und Spannendes zu erfahren. 

Die Teilnehmer am Vortrag über die Zisterzienserinnen im südwestlichen Ostseeraum wurden vom Referenten, Herrn Robert Harlaß, zunächst bis tief in das Mittelalter, in die Zeit der Gründungen von Klöstern in Norddeutschland, zurückgeführt. Ihre Geschichte ist eng mit der Christianisierung des Nordens verbunden und so findet man die ersten Klöster in unserem Raum bereits im 11. Jahrhundert. 

Die ersten Klöster von Zisterzienserinnen in Mecklenburg und Pommern sind erst einige Zeit später gegründet. Sie datieren aus dem späten 12. und 13. Jahrhundert, zu einer Zeit, in der sich der Orden von Südwesten und von Norden kommend in unserer Region und darüber hinaus weiter nach Osten ausgebreitet hat.

So geht etwa die Gründung des Nonnenklosters in Bergen auf Rügen auf des Jahr 1193 zurück und zunächst wurden Nonnen aus dem Zisterzienserinnenkloster Roskilde (Dänemark) aufgenommen. Später bestätigte der Papst das Kloster in Bergen als zisterziensisch. Herr Harlaß machte im Vortrag deutlich, dass zisterziensische Nonnenklöster nicht immer zum Orden der Zisterzienser gehören mussten. Vielmehr war dies die Ausnahme, da der Orden eine Aufnahme der zahlreichen Klöster nicht leisten konnte und auch aufgrund des Kontaktverbots zu Frauen nicht wollte. Eine Verbindung der Klöster im südwestlichen Ostseeraum zum Orden lässt sich trotzdem vielfach feststellen, wenn auch die eindeutige Einbindung der einst 34 Einrichtungen in Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Pommern nur begrenzt nachzuweisen ist. An vielen Standorten berichten nur noch wenige schriftliche Quellen von der Vergangenheit der Nonnenklöster, wie etwa in Krummin auf Usedom. Dagegen beweist das zahlreiche dingliche Erbe ein einst reiches geistliches und geistiges Leben in den Frauenklöstern, deren Nonnen auch vielfach auf ihre Umgebung einwirkten.

Häufig stammten die Nonnen aus dem regionalen Adel. Nach einer „Lehrzeit“ legten die Novizinnen das Gelübde ab und banden sich so als Nonne für immer an Gott. Im Kloster lebten sie nach der Benediktsregel und den zisterziensischen Statuten, der Carta Caritatis, die das zisterziensische Leben ordnete. Die Klosterinsassinnen verstanden sich selbst häufig als „Braut Christi“ und sollten keusch und arm leben, sowie ihrer Klostervorsteherin gegenüber gehorsam sein. 

Die Hintergründe für einen Klostereintritt konnten sehr vielfältig sein. So konnte er beispielsweise für die Familie der Novizin einen Zugriff auf die wirtschaftlichen und geistlichen Ressourcen des Klosters bedeuten. Der Eintritt war dabei nicht nur für die Nonne ein Zugewinn für ihr eigenes Seelenheil, sondern auch für ihre Familie und für das Seelenheil jedes mittelalterlichen Christenmenschens. Entsprechend hoch war der gesellschaftliche Stand der Frauen, deren Hauptaufgabe das Gebet und das Erinnern an die Stifter des Klosters war. Daneben betätigten sie sich vielfältig, etwa mit dem geistlichen Studium, aber auch mit kunsthandwerklichen oder karitativen Aufgaben. Dies ist allerdings durch die Quellen kaum im Einzelfall nachzuweisen. 

Die Gemeinschaft der Nonnen in einem Kloster war einer Priorin oder Äbtissin unterstellt. Häufig wurden die Nonnenklöster allerdings von einem Propst verwaltet, der im Bestfall vom Konvent ausgewählt und vom Bischof eingesetzt wurde. Übrigens spiegeln die Bilder auf den Siegeln der Nonnenklöster oft die Herkunft ihrer Priorinnen wider. Üblicherweise werden christliche Motive verwendet, aber adlige Priorinnen verwenden auch das Wappen ihrer Herkunft auf dem Siegel, was Herr Harlaß an einem Beispiel zeigen konnte.

 

Der Aufbau von Nonnenklöstern orientiert sich am benediktinischen Idealplan. Um einen Kreuzgang gruppieren sich die Klosterkirche und die Konventsgebäude

mit den üblichen Funktionsräumen (Refektorium, Dormitorium, manchmal auch Kapitelsaal). Während bei Männerklöstern häufig drei Konventsflügel und der Klosterkirche den Kreuzgang umschlossen, sind bei zisterziensischen Frauenklöstern im südwestlichen Ostseeraum meist nur zwei Flügel (z.B. Neukloster)

manchmal auch nur einer (z.B. Zarrentin), nachweisbar. Dazu gab es Besonderheiten, die vor allem mit der Ausübung der Liturgie zusammenhing. Der Zugang von Zisterziensermönchen in die Klosterkirche führte üblicherweise direkt in den Chor, zum Herz des Klosters. Während Laien der Zugang zu Zisterzienserkirchen verwehrt blieb, waren die Kirchen der Zisterzienserinnen zugänglich. Ein Priester sorgte für die Seelsorge und die Predigt, da die Nonnen selbst keine Priesterinnen sein durften. Die Nonnen fanden während des Gottesdienstes auf der Nonnenempore Platz, ein besonderes bauliches Element, dass die Sichtbarkeit der Nonnen unterbinden sollte, da der Kontakt streng verboten war. Um ihre Nonnenempore für die Gebete zu erreichen, konnten sie diese oft direkt aus den Klostergebäuden betreten, wofür typische Beispiele in den Nonnenklöstern besonders in Ribnitz (Klarissen), aber auch in baulich veränderter Form in Neukloster oder in Dobbertin (Benediktinerinnen) zu finden sind. 

Auch das Wohlbefinden der Nonnen spielte bei den Klosterbauten eine wichtige Rolle. So konnten entsprechende Warmluftheizungen in Nonnenklöstern, etwa im pommerschen Marienfließ / Marianowo ebenso wie in vielen Männerklöstern (z.B. Franziskaner und Dominikaner in Stralsund, Zisterzienser in Eldena) nachgewiesen werden.  

Zusammengenommen erlebten die Teilnehmer des Vortrags von Herrn Harlaß einen kurzweiligen Abend mit viel neuem Wissen zum Leben und den Bauten der zisterziensischen Nonnenklöster. Vielleicht hätte man dem Redner die Gelegenheit geben sollen, wegen der vielen neuen Fakten und auf Grund des interessanten Themas mit seinem Vortrag bis zum Ende zu kommen.