Die Baumaßnahmen am Wirtschaftsgebäude schreiten voran und sind auch von außen relativ gut zu verfolgen. Über die noch betretbaren Wege im Inneren des Gebäudes können Besucher des Klosters und natürlich alle Doberaner das Geschehen auf der Baustelle sozusagen hautnah erleben. Nicht zuletzt tragen die vom Klosterverein installierten Banner und Plakate an der Baustelle dazu bei, sich schnell ein detaillierteres Bild von unserem Vorhaben, „Neues Leben unter neuem Dach“, zu machen.
Aber was ist in den letzten Tagen auf der Baustelle passiert?
Seit gut einer Woche ist der erste Baukörper, das Fundament für die tragende Wand im Hauptschiff, fertiggestellt.
Probleme mit der Tragfähigkeit des Untergrundes gab es hier nicht. Ein wenig anders gestaltet sich die Situation im östlichen Seitenschiff, wo der Fahrstuhl seinen Platz finden wird. Beim Aushub der Bodenfläche stießen die Bauarbeiter in der ursprünglich geplanten Tiefe des Fahrstuhlfundaments auf Grundwasser und das massive Feldsteinfundament eines Bogenpfeilers. Glücklicherweise passt aber die etwas tiefenverringerte Grube für den Fahrstuhl noch dazwischen, so dass auch hier die Arbeiten am Fundament (s.o.) fortgesetzt werden können.
In der Südostecke des gleichen Raumes wurde beim Aushub eine große, vermutlich aus der Bauzeit des Gebäudes stammende Kalkgrube freigelegt, über die wir später gesondert berichten werden.
Auf dem gleichen Bild erkennt man zwei Metallräder, die Reste einer Lore oder einer Transmissionsanlage sein könnten, die man früher, aus welchen Gründen auch immer, nicht entfernt, sondern gemeinsam mit Bauschutt einbetoniert hat.
Im gesamten Gebäude stößt man auf zwei Eigenarten des mittelalterlichen Baus, zum einen konnte bisher kein einheitliches, mittelalterliches Fußbodenniveau ermittelt werden (Bild4 und Bild5) und zum anderen treten an vielen Stellen des Gebäudes Hohlräume hinter Vermauerungen auf (Bild6 und Bild7), die erst im Zuge der laufenden Gründungsarbeiten frei gelegt wurden. Nach der Aufnahme durch Archäologen und Bauforschung wird man entscheiden, welche Konsequenzen sich bautechnisch daraus ableiten.
In einer vermutlich bauzeitlichen Wandnische, die sich aktuell noch in der Südwand der großen Halle befindet, trat unter Bauschutt eine angeschrägte Holzbohle zu Tage (Bild8 und Bild9), die wie eine Fensterbank in der Nische verbaut ist.
Ursprünglich sollte die Wandnische im späteren Treppenhaus vermauert werden. Frau Krahn-Schulze intervenierte jedoch in der letzten Baubesprechung und fordert eine dendrochronologische Untersuchung und bauhistorische Einordnung. So wird man hoffentlich dieses mittelalterliche Kleinod im zukünftigen Treppenhaus erhalten und bewundern können. Für das Fundament der Treppe ist der Erdaushub bereits erfolgt (Bild10). Nicht entschieden ist gegenwärtig die Vorgehensweise beim Umgang mit den Stahlträgern im Zusammenhang mit der Erhaltung der Sandsteinlaibungen der Tür und der Fenster (Vitakost) auf der Ostseite des Gebäudes. Die Stahlträger der Fensterstürze sind miteinander verbunden und schon stark korrodiert (Bild11).
Ob und wie die Stahlträger im Sturz mit dem Sandsteingewände verbunden sind, kann erst nach Abtragen der Kalksandsteinausmauerung festgestellt werden. Danach wird entschieden, wie sich der bauliche Erhalt dieser neuzeitlichen Veränderung aus dem letzten Jahrhundert im Gesamtbild des Gebäudes darstellt.
Nach dem die Archäologen die baulichen Sonderheiten des Raumes an der Nordostecke aufgenommen haben, kann mit der Gründung des Fußbodens auf vier Einzelfundamenten begonnen werden. Auf vier eingebrachten Fundamenten ruht dann die Gründungsplatte, die ihrerseits zukünftig die Fluchttreppe tragen wird.
Ein Problem, was schon weiter oben im Text angesprochen wurde, sind die vielen Hohlräume in den Wänden des Raumes. Sie treten aber auch in anderen Räumen des Gebäudes auf und man muss die abschließende Bewertung abwarten bevor man weiß, wie mit ihnen weiter umzugehen ist.
Im Technikraum im westlichen Seitenschiff, ist die Sauberkeitsschicht eingebracht und der Unterbeton für die Stabilisierung der historischen Mauerwerksschale gegossen worden.
Die vorgeblendete Backsteinschale der östlichen Wand wird zur Stabilisierung mit der Wand durch eine sogenannte Vernadelung zusätzlich verbunden. Über die Kellernische wird ein Stahlträger eingebaut.
An das, was man später nicht mehr sehen wird, ist natürlich in der aktuellen Bauphase zu denken. So ist man gegenwärtig dabei, die Lage und den Verlauf der unterirdischen Versorgungskanäle im südlichen Teil des Gebäudes festzulegen. Damit soll die Infrastruktur des Hauses mit den drei wichtigsten Medien Strom, Wasser und Wärme versorgt werden.
Übrigens ist die Baustelle seit kurzem von der Stadt Bad Doberan mit zwei Videokameras ausgestattet und Hinweisschilder angebracht, um einerseits Diebstähle zu erschweren und endlich die Schäden, die durch Vandalismus entstanden sind, einzudämmen. Zu diesem Thema werden wir gesondert berichten.
Lothar W. Kroh
Red.: Dirk Emmerich