Von Dirk Emmerich
Gerüste, Absperrungen, Baufahrzeuge. Auch im August herrscht auf der Baustelle geschäftiges Treiben. Auf den ersten Blick mag es zunächst auch diesem Monat so wirken, dass die Fortschritte der letzten Woche nicht so riesig sind. Doch das täuscht.
Wir haben hier schon mehrfach beschrieben, dass die Substanz der Ruine des Wirtschaftsgebäudes schlechter ist als zu Beginn der Sanierung angenommen. Immer wieder stoßen Architekt René Kunz und sein Team auf statisch nicht stabiles Mauerwerk, mit dem man so nicht gerechnet hat und das man so nicht gebrauchen kann. Das kostet Zeit und auch Geld. Daran hat sich leider auch im August nichts geändert. Aber dafür wächst die Zuversicht und die Überzeugung, dass trotz des engen Budget-Rahmens hier wirklich die besten Lösungen gefunden werden, die dem Ziel „Neues Leben unter neuem Dach“ gerecht werden. Dabei stehen weiter die drei Prämissen im Vordergrund: erstens die Ruine sichern, zweitens das Dach aufbringen und schließlich drittens das Gebäude einer Nutzung zuführen.
Und natürlich gibt es wichtige Fortschritte. An der Giebelseite des Mühlenflügel sind im August endlich auch die Fenster eingesetzt worden, auf die wir lange gewartet haben. Hier gab es Lieferschwierigkeiten. Im Moment stört noch ein Gerüst, dass sie nach außen voll ihre Wirkung entfalten können.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der in den letzten Wochen gemacht wurde, ist der Kauf der Ziegel für das künftige Dach. Da die Preise zum Juli um 25 Prozent angehoben wurden, hatte sich die Stadt entschlossen, diese noch zum alten Preis zu kaufen. Inzwischen sind die 45.000 Ziegel auf städtischem Gelände zwischengelagert, um sie dann im nächsten Jahr zu verbauen.
Zurück zum Mühlenflügel. Hier wurde in der Backhalle, in die später einmal die Bibliothek der Stadt einziehen soll, eine überraschende Entdeckung gemacht. In der Wand Richtung Kornhaus, also auf der Westseite, wurde ein Hohlraum entdeckt und über zwei Öffnungen freigelegt, den dort bislang niemand vermutet hatte. In einer befindet sich eine Feueröffnung. Vermutlich ist diese nicht mittelalterlich, steht aber wahrscheinlich zeitlich in irgendeiner Form mit der fürstlichen Backstube im Zusammenhang. Das wird jetzt untersucht werden, wie auch ein zusätzlicher Keller hier auf der Westseite.
Eine Ebene höher und einen Raum weiter Richtung Kornhaus. Hier gibt es Fortschritte bei der Stabilisierung der Westwand mit insgesamt acht Spann-Ankern – das sind sie „Metall-Seile“ im oberen Bereich des Fotos, die hier vorübergehend eingezogen werden, um ein weiteres „Abkippen“ der Westwand zu verhindern. Sie ist im Verlauf der Zeit – wie bereits berichtet – um 17 Zentimeter gekippt und eine Querversteifung ist nicht mehr vorhanden.
Auch wurden die Arbeiten am Gewölbekappen fortgesetzt… ein Foto aus der oberen Ebene, eines aus der unteren Erdgeschoss-Ebene der Backhalle.
Jetzt zu den August-Fortschritte in der großen Halle, also dort, wo das künftige Dach 2025 raufkommen wird. Das Ausmauern der Außenwand Richtung Kornhaus hat viel Zeit und Material gekostet. Träger herausnehmen und wiedereinsetzen, entsprechend sichern, verfugen und schichtweise neu ausmauern, so dass sie nicht sichtbar sind. Wir haben darüber bereits im Juni und Juli berichtet. Im August wurde all das fortgesetzt. Das alles macht inzwischen einen sehr stabilen Eindruck. Ob die Bögen in der Außenwand alle so bleiben können, wird in einem nächsten Schritt untersucht.
Der eigentliche Fokus der nächsten Monate liegt aber weiter auf der gegenüberliegenden Seite, wie auch bereits im Juli berichtet. Zwei der Arkadenbögen werden weiter durch Netze zusammengehalten und stabilisiert, damit sie nicht brechen oder zerbröseln. Bei einem Ortstermin mit Jens Amelung und Friederike Funke vom Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege wurde noch einmal deutlich gemacht, dass es zum Rück- und Neuaufbau der Arkaden an dieser Stelle keine Alternative gibt. Ein Erhalt des ursprünglichen Mauerwerks ist nicht realistisch. Hier waren zwischenzeitlich Irritationen und Nachfragen aufgetaucht, die geklärt werden mussten. Das alles soll in den nächsten Monaten angegangen werden, solange das Wetter gut mitspielt, auf jeden Fall vor dem Winter.
Inzwischen haben auch die Überlegungen begonnen, wie in der großen Halle Heizungs- und Lichtkonzepte eventuell kombiniert werden können. Denn angesichts der gestiegenen Energiepreise infolge des Ukraine-Krieges gilt es hier alle Möglichkeiten auszuloten, die Energiekosten so überschaubar wie möglich zu halten. Diese werden nach Fertigstellung des Gebäudes bei den monatlichen Kosten der Bewirtschaftung einen nicht unerheblichen Teil ausmachen. Das mag zwar Zukunftsmusik sein, gehört aber natürlich zum Gesamtprojekt dazu.
Bemerkenswert, mit wie viel Kreativität bei der Sanierung des Wirtschaftsgebäudes nach den besten Lösungen gesucht wird, sondern auch beim Schutz vor der August-Hitze.
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