März 2024

Von Dirk Emmerich

Der Frühling verbreitet Optimismus. Es gibt die ersten Tage, bei denen das Thermometer über 15 Grad klettert. Auf der Baustelle geht es voran, auch wenn die Herausforderungen im Verlaufe des Monats März nicht kleiner geworden sind. 

Doch zunächst zu den Entwicklungen, die Mut machen. Im Februar haben wir hier berichtet, dass im Backsaal begonnen wurde, den Zwischenboden zur oberen Etage zu entfernen, wodurch der herrlich große ursprüngliche Raum mit einer Höhe von zehn Metern sichtbar wird. Bei einem Ortstermin mit Vertretern der Stadt und des Landkreises wurde die Idee erläutert, dass hier nach der Sanierung eine Bibliothek und das Stadtarchiv von Bad Doberan Platz finden könnten. 

Bürgermeister Jochen Arenz und der Bauausschuss haben die damit verbundene bauliche Anpassung nach diesem Ortstermin befürwortet. Wörtlich heißt es in der Erklärung: „Die Wiederherstellung der mittelalterlichen Raumhöhe des Backhauses, bringt uns einerseits der ursprünglichen Nutzung näher, erhält das Denkmal in einer angemessenen Form und spart uns wichtige Kosten, welche uns der Errichtung des Daches und der Schließung der Gebäudehülle näher bringen.“

Bis das alles so weit ist, wird jedoch noch einige Zeit vergehen. Das zeigen auch die Arbeiten am Boden der Backhalle. Die mittelalterlichen Stützen, die über zwei Geschosse bis zum zehn Meter höher gelegenen Dach reichen, hängen im Moment weiter frei in der Luft, da das Fundament erneuert werden muss.

Und klar ist weiterhin auch, dass die Frage der Klimatisierung des Raums mit Büchern und alten Schriften durchdacht und kalkuliert werden muss. Dass jetzt aber Klarheit besteht, wie die alte Backhalle künftig genutzt werden wird, ist ein wichtiger Meilenstein. Parallel dazu gibt es auch Überlegungen, auf der Seite des alten Backofens, der ja noch sichtbar ist, für Nutzer von Bibliothek und Archiv ein kleines Café einzurichten. 

Schon länger klar ist auch, dass die Innenwand der Backhalle Richtung Münster komplett erneuert werden muss. Sie stammt aus dem 19. Jahrhundert, ist aber baufällig. Überlegungen, die Wand einfach nur zu stabilisieren, reichen nicht. Sie ist zu „schwer“, denn es gibt kein Fundament für die Wand, sodass die Gefahr bestehen würde, dass sie bei der Sanierung wegbricht. Sie wird abgetragen und auf einem  neuen Fundament um 15 cm versetzt. 

Kompliziert bleiben die Sanierungsarbeiten an der Ruine des Wirtschaftsgebäudes. Es ist nicht „5 vor 12“, sondern „5 nach 12“ – so die Einschätzung aller Beteiligten.  Alles, was jetzt geschieht, kommt im Grunde zehn Jahre zu spät. Beim Ortstermin mit den Vertretern von Stadt und Landkreis werden auch die Schäden an der Ruine des Wirtschaftsgebäudes begutachtet. Nach der Besteigung des Gerüsts wird plastisch erläutert, dass mehrere Arkaden abgetragen und komplett erneuert werden müssen. Man könne die Backsteine im Moment fast mit der Hand lösen. Wenn jetzt nichts geschehe, drohen sie wegzubröckeln. Deswegen sind schon vor einiger Zeit Netze angebracht worden, um genau das zu verhindern. Aber hier sei Abtragen und komplette Erneuerung inzwischen die einzige Alternative. 

Sehr begrüßt wurde das Vorhaben, Teile alter tiefer liegender Böden aus vorherigen Jahrhunderten, die beim Abtragen des bisherigen Bodens „entdeckt“ wurden, mit Glasfenstern in der neuen Sohlplatte an mehreren Punkten auch künftig sichtbar zu machen. Bei den Tiefbauarbeiten geht es planmäßig voran, wenn auch viel mehr Bauschutt entsteht als gedacht. Auch das verursacht Mehrkosten. 

Das alles wird weiter eine große Herausforderung bleiben, da es sowohl die Kosten nach oben treibt als auch das ambitionierte Ziel, 2025 das neue Dach auf dem Wirtschaftsgebäude fertigzustellen, womöglich nach hinten verschieben könnte.

Dass neue gesetzliche Vorschriften bei Bau und Sanierung, die seit dem 1. Januar 2024 gelten, zusätzlich zu Belastungen führt, die bisher nicht eingeplant waren, haben wir hier an dieser Stelle schon im Februar berichtet. Das alles wird mit dem bisherigen Budget kaum zu stemmen sein. Die Möglichkeiten, zusätzliche Fördermittel generieren zu können, sind im Moment begrenzt. Doch irgendwie muss es gelingen… Der Ortstermin mit den Vertretern von Stadt und Landkreis hat diese realistische Sicht auf den Stand der Dinge noch einmal geschärft.


Februar 2024

Von Dirk Emmerich

Der Monat Februar war kein einfacher für die Baustelle. Der lange Winter hat weitere Schäden an der Ruine des Wirtschaftsgebäudes verursacht. Das Gebäude, das seit 1979 ohne Dach ist, war und ist seitdem Jahr für Jahr der Natur ausgesetzt. Dabei setzen die Winter den Mauern besonders zu und der diesjährige noch einmal ganz besonders. So haben mindestens zwei Arkadenbögen Schaden genommen, was so vor einem halben Jahr noch nicht absehbar war. Dort sind Stahlnetze angebracht, um einen Abbruch zu verhindern. Jetzt müssen Statiker die Dinge bewerten. Wahrscheinlich gibt es keine Alternative, sie teilweise abzutragen und zu erneuern. Das kostet Zeit und Geld, das ursprünglich an dieser Stelle so nicht eingeplant war. 

Aber das ist nicht die einzige Herausforderung. Die Arbeiten an der Ruine gestalten sich komplizierter als zuvor am Mühlenflügel. Der entscheidende Unterschied ist, dass es  dort die ganze Zeit ein Dach über dem Gebäude gab, hier aber eben nicht. Allen war klar, dass dies zu unliebsamen Überraschungen führen kann, die man im Vorfeld nicht wirklich abschätzen konnte. Das Ausmaß der nicht sichtbaren Schäden ist im Verlaufe der Arbeiten nun größer geworden.  So ist an mehreren Stellen Wasser ins Mauerwerk eingedrungen und es sind gefährliche Hohlräume entstanden, die die Statik beeinflussen können. Das alles muss zunächst dringend unter Kontrolle gebracht werden. Auch das kostet alles Zeit und Geld. 

Das Budget bereitet aber nicht nur wegen der eigentlichen Sanierungsarbeiten Kopfschmerzen. Seit dem 1. Januar gelten neue gesetzliche Regelungen bei CO2-Bepreisung und Bauzuschlägen, es gibt eine neue Ersatzbaustoffverordnung. Auch das treibt die Kosten, die grundsätzlich neu kalkuliert werden müssen. Das bisherige Budget wird nicht ausreichen. 

Bei näherer Untersuchung der Fenster auf der Seite zum Kornhaus hat sich herausgestellt, dass auch hier mehr gemacht werden muss als zunächst vermutet. Die als Stütze für die Sandsteingewände eingezogenen Stahlträger müssen erneuert werden. Sie haben oder werden demnächst Rost ansetzen.  Was passiert, wenn man sie entfernt? Werden die Gewände halten, in denen sich, das hört beim Abklopfen, Hohlräume gebildet haben? Entscheidet man sich, die Stahlträger nicht zu erneuern, könnte der fortschreitende Rost die Mauern irgendwann “sprengen”. 

Durch diese Entwicklungen ist das ganze Bauvorhaben inzwischen zwei bis drei Monate in Rückstand geraten. Eigentlich sollte es in diesem Jahr ja das Richtfest für das neue Dach geben. Das wird wohl verschoben werden müssen.  

Aber es gibt auch gute Nachrichten. Wer noch einmal im November und Dezember zurückblättert, wird sehen, dass die Verlegung der Sohlplatte als nächste Zwischenetappe avisiert war. Hier gibt es sichtbare Fortschritte. An einigen Stellen sind beim Abtragen des bisherigen Bodens alte tiefer liegende Böden aus vorherigen Jahrhunderten sichtbar geworden. Die können zwar nicht in die neue Sohlplatte integriert werden, aber es gibt die Überlegung, diese Pflasterstein-Böden mit Glaselementen an mehreren Punkten auch in Zukunft sichtbar zu machen. 

Auch im Backsaal hat sich einiges getan. Nachdem der Zwischenboden aufwendig abgestützt wurde, wird er nun entfernt. Und es wird ein herrlich großer Raum mit einer Höhe von zehn Metern sichtbar. Hier könnten eines Tages die geplante Bibliothek und das Archiv einen Platz finden. Das alles muss klimatisiert werden, die Grundfeuchtigkeit im Gebäude ist im Augenblick zu groß, um hier Bücher lagern zu können. Frühere Überlegungen, dass hier Gastronomie reinkommt, werden im Moment nicht weiterverfolgt.

Auch hier muss der Boden erneuert werden. Die mittelalterlichen Holzständer hängen im Moment in der Luft, was ein bisschen bizarr anmutet.


Sobald der Frühling richtig da ist, steht jede Menge Arbeit bevor. Seit ein paar Wochen – das wird jeder sehen, der sich die Baustelle aus der Nähe betrachtet – gibt es rings um den gesamten Gebäudekomplex einen Absperrzaun. Das Ziel, dass 2025 das Dach fertiggestellt wird, hat noch niemand aus den Augen verloren. Aber alle wissen, dass neue unliebsame Überraschungen das Halten dieses Termins schwierig machen. Und ambitioniert ist dieser Termin auch jetzt schon. 


Januar 2024

Von Sabine Krahn-Schulze

Die Baumaßnahmen am und im Wirtschaftsgebäude nehmen wieder an Fahrt auf.

Der starke Frost- und Niederschlagswechsel hat weitere Schäden an den ungeschützten mittelalterlichen Mauern hinterlassen. Bis jetzt konnte witterungsbedingt nicht am Mauerwerk und an den geplanten Fundamenten weiter gearbeitet werden. Eine erste Einschätzung ergibt eine Bauverzögerung von ca. zwei Monaten. Bei den Bauberatungen werden die Schwierigkeiten, die sich gegenüber dem ersten Bauabschnitt – Wiederherstellung des Mühlenanbaus – ergeben, benannt und beziffert. Die Wiederherstellung und statische Ertüchtigung der mittelalterlichen Bogenreihen des Mittelschiffes des großen Speichers stellen alle Beteiligte vor große Herausforderungen. Der Zustand und Tragfähigkeit der Bögen ist in einem extrem schlechten Zustand.

Seit dem Brand vom 8.März 1979 sind die dicken Backsteinwände ungeschützt der Witterung ausgesetzt gewesen. Nur der Nordgiebel wurde Anfang der 90er Jahre gesichert. Andere getätigten Sicherungsmaßnahmen haben zu weiteren Schäden geführt, wie z.B. das Ausbessern von großen Mauerflächen mit Kalksandstein. Während der Bauarbeiten  wurde eine dahinterliegende Bitumenschicht entdeckt, die jetzt mühevoll entfernt werden muss. 

Erst im Laufe der Baumaßnahme musste nun entschieden werden, dass alle Kalksandsteinflächen auch aus statischen Gründen entfernt werden müssen. Diese nicht vorhersehbaren Maßnahmen führen zu einem hohen zusätzlichen Bedarf an Material. 

Die Winterbaustelle wie schon in unserem letzten Bericht beschrieben, findet im überdachten Teil des südlichen Mittelschiffes statt. Als Vorbereitung für die Unterfangung der mittelalterlichen Stützenreihe durch neue Fundamente, ist die Einrüstung der Zwischendecke des 20. Jahrhunderts erfolgt. Eine Zwischenwand wurde abgebrochen. So erhält man zum ersten Mal eine Vorstellung von der Dimension der „Backhalle“ – die durch die Bauforscher Winterfuchs zum ersten Mal angesprochen wurde. Aus Gründen für einen besseren Bauablauf wurden die mittelalterliche Zugänglichkeit zur Kornmühle wieder geöffnet.

In dem Gang mit den spitzbögigen Öffnungen stehen jetzt die Fahrzeuge des Baubetriebes und können so von der Kornhausseite besser die Winterbaustelle bestücken. 

Dezember 2023

Es ist der letzte Vorort-Termin des Jahres an diesem Mittwoch-Morgen. Es ist knapp über Null und es nieselt ganz fein auf der Baustelle Wirtschaftsgebäude. Trotz der widrigen Bedingungen ist die wichtigste Nachricht, dass weiter alles nach Plan läuft. Fast, der Wintereinbruch der letzten Wochen hat zu kleinen Verzögerungen geführt. Das große Ziel für das nächste Jahr heißt weiterhin Richtfest für das neue Dach. Alle Beteiligten sind im Augenblick optimistisch, dass das klappen kann. 

Aber es ist ohnehin nicht das Wetter, welches das Ziel gefährden könnte. Es sind die Eigenheiten der Baustelle. Eigentlich hatten alle ein bisschen das Gefühl, dass die Erfahrungen bei der Sanierung des Mühlenflügels auch auf das gesamte Wirtschaftsgebäude übertragen werden könnten. Der Mühlenflügel war in einem vergleichsweise guten Zustand. Beim ruinösen Hauptgebäude ist das jedoch etwas anders. Das ist schon im Verlaufe des Jahres deutlich geworden. Der Zustand des Mauerwerks ist an vielen Stellen bei weitem nicht so gut, immer wieder gibt es unerwartete Hohlräume – sowohl im Mauerwerk als auch im Boden. Bei einem mittelalterlichen Bauwerk kann man das alles nicht vorab planen, man muss sich immer auf Überraschungen einstellen, betont Projekt-Architekt René Kunz. Er will sich daher auch nicht auf konkrete Termine festlegen lassen. Ziel bleibt aber, dass irgendwann im neuen Jahr das Richtfest kommen und zum Jahresende 2025 das Dach dann komplett fertig sein wird. 

In den letzten Wochen sind die Grundleitungen für Wasser, Abwasser, Strom und auch Leerrohre komplett verlegt worden. Im Oktober (das sieht man auf den Fotos von damals hier im Bautagebuch) lagen viele noch offen. So ist es gelungen – wie bis zum Jahresende geplant – in einem kleinen Bereich  die Betonsohle  zu verlegen. Bei weniger Schnee wäre etwas mehr möglich gewesen. Dennoch, alles läuft nach Plan. 

Inzwischen gibt es auch eine Entscheidung bezüglich der Ausführung des Nord – und Südgiebels. Anders als am Giebel des Mühlenflügels, wird die Dachdeckung über das Giebelmauerwerk gezogen. Das entspricht der Bauausführung vor dem Brand 1979 und ist denkmalpflegerisch und  bautechnisch die bessere Lösung.

Gut möglich, dass es in den nächsten Wochen erneut schneit oder friert. Um keine Zeit zu verlieren, gibt es deshalb auch eine “Winterbaustelle”. Es handelt sich dabei um den großen Raum im Mühlenflügel, der vom Klosterverein lange Zeit als Ausstellungsraum genutzt wurde. 

Hier gilt es, die mittlere Stützenreihe neu zu gründen. Diese gehört zum bauzeitlichen Tragsystem. Die Stützen reichen über zwei Geschosse. Ergänzt wurde diese durch eine Stütze vermutlich aus dem 16. Jahrhundert. Dafür wird eine abfangende Stützkonstruktion aus Stahlträgern eingebaut, die es möglich macht, dass Fundament unter der Stützenreihe zu erneuern.

An diesem Mittwoch-Morgen bleibt es weiter kalt und regnerisch. Schnell zurück ins Warme. Nächstes Jahr geht es weiter.

Frohe Weihnachten! Mit einem Bild von Lothar W. Kroh, der hier im Laufe des letzten Jahres die meisten Texte für das Bautagebuch verfasst hat. 



November 2023

Noch ist der Blick für die aktuellen Arbeiten auf der Baustelle am Wirtschaftsgebäude auf den Boden gerichtet. Im Mittelpunkt steht dabei die weitere Fertigstellung der Infrastruktur für die Hausversorgung mit den wichtigsten Medien Strom, Wasser/Abwasser und Fernwärme. Aus dem Boden ragen an vielen Stellen rote PVC-Rohre aus dem Boden, die diesen Ausbau sichtbar machen.

Durch eine kürzlich erfolgte Abstimmung wischen dem Architekturbüro A&P und dem Ingenieurbüro EmuTec konnten beispielsweise die Trassenverläufe der Leerverrohrung optimiert werden. Die Elektroleitungen werden auf dem Rohfußboden, also direkt auf der Sohlplatte, verlegt. Der Wasser- und Elektroanschluss wird nun über den Raum in der Nordostecke eingeführt. Das soll Kosten und Zeit sparen.

Gut sichtbar sind gegenwärtig auch die Schachtarbeiten im Untergrund der künftigen Toiletten an der Ostseite des Gebäudes, gleich neben dem Haupteingang (Bild1).

Den schönen Backsteinmauerbogen, der die WC-Räume von der Garderobe/Empfangsraum abtrennt, kann man bald auch nur noch von dieser Seite sehen. Der Bogen ist mittlerweile abgefangen und durch eine Ausmauerung stabilisiert. Wenn man genauer hinschaut, fällt auf, dass der Bogen wohl von den mittelalterlichen Bauleuten nicht ganz symmetrisch gemauert wurde. An der linken Seite flacht der Bogen in der Mitte etwas ab.

Eigentlich kann man das nur als Pfusch am Bau werten. Vielleicht waren die Holzschablonen für die Bogenmauerung nicht richtig ausgerichtet, aber für die Maurer war das offenbar nicht wichtig genug, um es zu korrigieren. In jeden Fall wirkt der Bogen authentisch. Hoffentlich hat er auch genug eigenes Stehvermögen, wenn die Steine der Stabilisierung entfernt werden.

Die Gründung im Treppenhaus 2 mit vier einzelnen Magerbetonsäulen ist abgeschlossen und der Einbau der Bodenplatte kann beginnen. Einige Sorgen macht im Moment das Wandmauerwerk des ehemals als Keller benutzten Raumes. Hier muss noch geprüft werden, ob das Mauerwerk genügend Tragfähigkeit besitzt oder im Bedarfsfall nach den Vorgaben der Tragwerksplanung kraftschlüssig untermauert werden muss. Die Fluchttür für den Raum wird nach Abstimmung mit der Denkmalspflege über einem mittelalterlichen Backsteinbogen gemäß Baugenehmigung hergestellt.

Dass sich der Blick an einigen Stellen durchaus langsam vom Boden lösen kann, zeigen erste Arbeiten an den Backsteinpfeilern im großen Veranstaltungsraum. Hier werden derzeit die neuzeitlichen Ausmauerungen aus den sechziger Jahren mit Kalksandstein entfernt. Diese Arbeiten sind vorwiegend kosmetischer Natur, um dem großen Veranstaltungsraum seine optische Harmonie zurückzugeben.    

Lothar W. Kroh


Oktober 2023

Backstein findet sich als Baumaterial seit über 2000 Jahren in nahezu allen Bauepochen. Die Römer bauten ihr Pantheon in Rom oder das Amphitheater in Taormina auf Sizilien daraus. Besonders in der Romanik und der gotischen Epoche als Baumaterial verwendet, führt sein Weg bis in den Backsteinexpressionismus des vergangenen Jahrhunderts. Auch heute ist die Beliebtheit des Backsteins wegen seiner Attraktivität ungebrochen.
In Norddeutschland sind es vor allem die großen Backsteinkirchen, die seit dem 11. Jahrhundert in nahezu jeder mittelalterlichen Stadt entlang der Nord- und Ostseeküste stehen. So wie die St.Marien-Kirchen zu Lübeck, in Rostock oder in Stralsund, ist auch unser Doberaner Münster aus Backstein errichtet. Hier im Norden Deutschlands wurden aber auch Stadttore, Wirtschafts- und Speichergebäude, wie sie sehr typisch gerade für die Hansezeit waren, häufig in Backstein ausgeführt.

Sieht man sich eine aus Backsteinen errichtete Wand oder Mauer etwas genauer an, fällt jedem Betrachter sofort ins Auge, dass da neben dem Backstein, besser noch zwischen den Backsteinziegeln, etwas anderes gut sichtbar ist, der Mörtel der Fugen. Den braucht es natürlich in erster Linie für den Zusammenhalt der Backsteine, aber mit seiner oft weißen bis beigen Farbe bildet er einen wunderbaren Kontrast zur roten Ziegelfarbe. Die Fugen lockern die Fläche auf und verleihen dem Gebäude eine sichtbare Netzstruktur. Man würde ein typisches Bauelement – den Verband aus Läufer, Läufer und Binder – als eine Anordnung von Ziegeln einer Lage (lang-lang-kurz) weniger deutlich als wiederkehrendes Bauelement wahrnehmen, wenn es nicht durch den weißen Mörtel kontrastreich hervorgehoben würde.

Aquarell von Lothar W. Kroh

Dass man Ziegel aus lehmhaltigen Ton herstellt und durch einen Brand härtet, „bäckt“, ist hinreichend bekannt. Die Partikel des Tons schmelzen bei etwa 900 Grad an ihrer Oberfläche, sintern dabei zusammen und der einfache Ziegelstein ist fertig. Hier steckt natürlich ein ganzes Kapitel Bauwissenschaft dahinter (Rohstoffe, Zuschlagstoffe und Technologie des Brennens), aber das soll hier nicht weiter vertieft werden. Das heutige Thema ist viel mehr der Kalkmörtel selbst. Oft wird er stiefmütterlich behandelt oder gar nicht erwähnt, obwohl er beim Backsteinbau die eben zitierten, wichtigen baulichen und ästhetischen Funktionen erfüllt.

Im Zusammenhang mit der Rekonstruktion des Wirtschaftsgebäudes im Bad Doberaner Zisterzienserkloster ist man quasi mit der Nase direkt auf den Kalk, oder was davon übrig geblieben ist, gestoßen. Bei den Arbeiten an den Fundamenten konnte von den Bauleuten der Fa. Dorsch eine große mittelalterliche Kalkgrube freigelegt werden. Sie befindet sich, seitlich eingerahmt von großen Feldsteinen des Fundaments, im neuen Zugangsbereich des Gebäudes.

Einer Aussage der Bauforscher von „WinterFuchs“ zufolge könnte es sich wirklich um eine Kalkgrube handeln, die mit der Errichtung des Wirtschaftsgebäudes (bis etwa 1295) zusammenfällt. Unspektakulär finden sich Reste der Kalkgrube als weißer Belag auf den Fundamentfeldsteinen. Was aber ist eigentlich hier in der Grube mit dem Kalk gemacht worden?
Zunächst darf man davon ausgehen, dass der Kalk für den Mörtel aus der näheren Umgegend von Doberan stammt. Sehr wahrscheinlich und durch eine Einschätzung von Martin Heider, Kustos des Doberaner Münsters, unterstützt, stammt der Kalk aus einer Kalkgrube bei Brodhagen, die schon im 12. Jahrhundert in Betrieb gewesen sein muss. Hier wurde der Kalk aus der Grube abgebaut und vor Ort zu Brandkalk oder ungelöschtem Kalk gebrannt.
Vielleicht möchte der eine oder andere von Ihnen gern wissen, was sich hinter Kalk und dem Brennvorgang verbirgt, wie also aus dem Kalk der Mörtel für den Backsteinbau wird? Einige einfache Erläuterungen sollen das kurz darlegen, damit man den Prozess der Herstellung von Mörtel und seine Funktion als Baustoff besser verstehen kann. Ich verzichte dabei auf tiefgründige chemische Einzelheiten, sondern versuche das Thema allgemeinverständlich anzusprechen.

Kalkstein, der Rohstoff für den Mörtel besteht aus natürlichem Calciumcarbonat. Das sind zumeist kristalline oder amorphe Überreste von Kleinstlebewesen wie Muscheln oder Korallen. Okay, also schlicht kristalliner Kalkstein in verschiedenen Modifkationen, Marmor, Kalkstein oder Kreide, wobei die Härte in der Reihenfolge abnimmt.
In Brodhagen wird man Kalkstein in Form von unterschiedlich sedimentiertem Gestein (Kreide?) vorgefunden haben, das man dem Brennvorgang im Kalkofen übergeben hat. Der Kalkofen wurde vor Ort mit Holz befeuert und dabei wandelt sich der Kalkstein in Calciumoxid um und gleichzeitig wird Kohlendioxid frei. Wer es gern etwas chemisch möchte, heißt das: CaCO3 = CaO + CO2. Das Calciumoxid ist das finale Produkt des Brennens, das bei Temperaturen um die 900 bis 1000 Grad geschieht.
Der Branntkalk, also das CaO, ist eine stark alkalische Substanz. Im Kontakt mit Wasser wird er ganz schön heiß, weil sich der Branntkalk stark exotherm zu Calciumhydroxid Ca(OH)2 umsetzt, gelöscht wird. Wider für die „Chemiker“ unter ihnen: CaO + H2O = Ca(OH)2. Man wird höllisch aufgepasst haben, dass es beim Transport des gebrannten Kalks von Brodhagen nach Doberan nicht regnete, sonst läuft das Löschen ja schon auf dem Ochsengespann ab.

Nun können wir uns mitten in die Kalkgrube des Wirtschaftsgebäudes begeben. Hier nämlich erfolgt der planmäßige Vorgang des Kalklöschens. Es muss eine schwierige und gefährliche Arbeit in der offenen Kalkgrube gewesen sein, denn der Branntkalk muss von Hand und einer hölzernen Schaufel möglichst homogen mit Wasser vermischt werden und es entsteht, wie bereits bemerkt, viel Wärme. Die Ausmaße der Grube sprechen dafür, dass das Löschen des Kalks deshalb mit relativ geringer Schichtdicke des Branntkalks vorgenommen wurde. Zum anderen ist das Produkt überhaupt nicht hautfreundlich! Der Zusatz von Sand, Wasser und anderen Zuschlagstoffen ergibt dann aus dem gelöschten Kalk den gebrauchsfähigen Mörtel für den Bau. Weil man gelöschten Kalk nicht lagern kann, er würde auskristallisieren und damit seinen Haftkraft verlieren, war man darauf angewiesen, gelöschten Kalk immer „frisch“ herzustellen. Das geschah am besten direkt vor Ort, also direkt auf der Baustelle, in einer Kalkgrube.

Und jetzt kommen wir zum letzten Schritt auf dem Weg zur steinharten Mörtelfuge, dem Rekristallisieren oder Aushärten. Bei diesem abschließenden Prozess nimmt der gelöschte Kalk, das Calciumhydroxid, Kohlendioxid aus der Luft auf und es bildet sich wieder Kalkstein, Calciumcarbonat. Wieder ein bisschen chemisch: Ca(OH)2 + CO2 = CaCO3 + H2O. Nun hat der Mörtel seine Gebrauchseigenschaften erreicht und wirkt als Binder zwischen den Backsteinen. Die heute beeindruckenden, gewaltigen Bögen des Wirtschaftsgebäudes, die sparsam eingesetzten Schmuckelemente an den Backsteinfassaden und nicht zuletzt auch die Fenster und Blendnischen zeugen von der Haltbarkeit des Backsteins aber eben auch von der Funktionalität und Haltbarkeit des Kalkmörtels.

Man müsste vielleicht in neuerer Zeit und mit dem Blick auf den Klimawandel viel mehr bauen, denn immerhin wird dabei CO2 gebunden, auch wenn es zuvor beim Brennen freigesetzt wurde, also ist der Prozess immerhin klimaneutral.

Lothar W. Kroh


September 2023

Die Baumaßnahmen am Wirtschaftsgebäude schreiten voran und sind auch von außen relativ gut zu verfolgen. Über die noch betretbaren Wege im Inneren des Gebäudes können Besucher des Klosters und natürlich alle Doberaner das Geschehen auf der Baustelle sozusagen hautnah erleben. Nicht zuletzt tragen die vom Klosterverein installierten Banner und Plakate an der Baustelle dazu bei, sich schnell ein detaillierteres Bild von unserem Vorhaben, „Neues Leben unter neuem Dach“, machen.


Aber was ist in den letzten Tagen auf der Baustelle passiert?
Seit gut einer Woche ist der erste Baukörper, das Fundament für die tragende Wand im Hauptschiff, fertiggestellt.

Probleme mit der Tragfähigkeit des Untergrundes gab es hier nicht. Ein wenig anders gestaltet sich die Situation im östlichen Seitenschiff, wo der Fahrstuhl seinen Platz finden wird. Beim Aushub der Bodenfläche stießen die Bauarbeiter in der ursprünglich geplanten Tiefe des Fahrstuhlfundaments auf Grundwasser und das massive Feldsteinfundament eines Bogenpfeilers. Glücklicherweise passt aber die etwas tiefenverringerte Grube für den Fahrstuhl noch dazwischen, so dass auch hier die Arbeiten am Fundament (s.o.) fortgesetzt werden können.
In der Südostecke des gleichen Raumes wurde beim Aushub eine große, vermutlich aus der Bauzeit des Gebäudes stammende Kalkgrube freigelegt, über die wir später gesondert berichten werden.

Auf dem gleichen Bild erkennt man zwei Metallräder, die Reste einer Lore oder einer Transmissionsanlage sein könnten, die man früher, aus welchen Gründen auch immer, nicht entfernt, sondern gemeinsam mit Bauschutt einbetoniert hat.
Im gesamten Gebäude stößt man auf zwei Eigenarten des mittelalterlichen Baus, zum einen konnte bisher kein einheitliches, mittelalterliches Fußbodenniveau ermittelt werden (Bild4 und Bild5) und zum anderen treten an vielen Stellen des Gebäudes Hohlräume hinter Vermauerungen auf (Bild6 und Bild7), die erst im Zuge der laufenden Gründungsarbeiten frei gelegt wurden. Nach der Aufnahme durch Archäologen und Bauforschung wird man entscheiden, welche Konsequenzen sich bautechnisch daraus ableiten.

In einer vermutlich bauzeitlichen Wandnische, die sich aktuell noch in der Südwand der großen Halle befindet, trat unter Bauschutt eine angeschrägte Holzbohle zu Tage (Bild8 und Bild9), die wie eine Fensterbank in der Nische verbaut ist.

Ursprünglich sollte die Wandnische im späteren Treppenhaus vermauert werden. Frau Krahn-Schulze intervenierte jedoch in der letzten Baubesprechung und fordert eine dendrochronologische Untersuchung und bauhistorische Einordnung. So wird man hoffentlich dieses mittelalterliche Kleinod im zukünftigen Treppenhaus erhalten und bewundern können. Für das Fundament der Treppe ist der Erdaushub bereits erfolgt (Bild10). Nicht entschieden ist gegenwärtig die Vorgehensweise beim Umgang mit den Stahlträgern im Zusammenhang mit der Erhaltung der Sandsteinlaibungen der Tür und der Fenster (Vitakost) auf der Ostseite des Gebäudes. Die Stahlträger der Fensterstürze sind miteinander verbunden und schon stark korrodiert (Bild11).

Ob und wie die Stahlträger im Sturz mit dem Sandsteingewände verbunden sind, kann erst nach Abtragen der Kalksandsteinausmauerung festgestellt werden. Danach wird entschieden, wie sich der bauliche Erhalt dieser neuzeitlichen Veränderung aus dem letzten Jahrhundert im Gesamtbild des Gebäudes darstellt.

Nach dem die Archäologen die baulichen Sonderheiten des Raumes an der Nordostecke aufgenommen haben, kann mit der Gründung des Fußbodens auf vier Einzelfundamenten begonnen werden. Auf vier eingebrachten Fundamenten ruht dann die Gründungsplatte, die ihrerseits zukünftig die Fluchttreppe tragen wird.
Ein Problem, was schon weiter oben im Text angesprochen wurde, sind die vielen Hohlräume in den Wänden des Raumes. Sie treten aber auch in anderen Räumen des Gebäudes auf und man muss die abschließende Bewertung abwarten bevor man weiß, wie mit ihnen weiter umzugehen ist.

Im Technikraum im westlichen Seitenschiff, ist die Sauberkeitsschicht eingebracht und der Unterbeton für die Stabilisierung der historischen Mauerwerksschale gegossen worden.

Die vorgeblendete Backsteinschale der östlichen Wand wird zur Stabilisierung mit der Wand durch eine sogenannte Vernadelung zusätzlich verbunden. Über die Kellernische wird ein Stahlträger eingebaut.

An das, was man später nicht mehr sehen wird, ist natürlich in der aktuellen Bauphase zu denken. So ist man gegenwärtig dabei, die Lage und den Verlauf der unterirdischen Versorgungskanäle im südlichen Teil des Gebäudes festzulegen. Damit soll die Infrastruktur des Hauses mit den drei wichtigsten Medien Strom, Wasser und Wärme versorgt werden.
Übrigens ist die Baustelle seit kurzem von der Stadt Bad Doberan mit zwei Videokameras ausgestattet und Hinweisschilder angebracht, um einerseits Diebstähle zu erschweren und endlich die Schäden, die durch Vandalismus entstanden sind, einzudämmen. Zu diesem Thema werden wir gesondert berichten.

Lothar W. Kroh | Red.: Dirk Emmerich


Juli / August 2023

Von Lothar W. Kroh

Gemütlich fließt der Mühlbach wieder durch den ruhigen Mühlenflügel des Wirtschaftsgebäudes. Seit Ende Juli sind die Bauarbeiten abgeschlossen und das Haus präsentiert sich dem Betrachter wieder in seiner ganzen Backsteinpracht. Jetzt ist auch der letzte Teil des Baugerüsts entfernt. (wir haben drüber im Bautagebuch berichtet).

Die gelungene Rekonstruktion im ersten Bauabschnitt der Sanierung des Wirtschaftsgebäudes macht natürlich Lust darauf zu sehen wie es weiter geht. Was passiert im zweiten Bauabschnitt?

Jetzt steht das Haupthaus, manche nennen es auch das Hauptschiff wie bei einer Kirche, oder die große Halle, im Mittelpunkt des Baugeschehens. Auf jeden Fall haben sich im Vergleich zum Mühlenflügel die Dimensionen des Baus geändert. Nun geht es darum, dass das mittelalterliche Mauerwerk ertüchtigt wird, um die neue Dachkonstruktion aufnehmen zu können. Die Dachfläche in 20 Metern Höhe und mit einer Länge von über 60 Metern muss aufgebracht, sowie Fenster und Türen eingebaut werden, damit das Gebäude wieder vor Wind und Wetter geschützt ist.

Gemäß unserem Spendenmotto für „Neues Leben unter neuem Dach“ rufen wir alle Freunde und Interessierte am Kloster Doberan zur Beteiligung an der weiteren Finanzierung der Sanierung des Wirtschaftsgebäudes auf, um die Stadt Bad Doberan als Eigentümerin bei diesem wichtigen Vorhaben zu unterstützen.

Für die anspruchsvollen Bauarbeiten des zweiten Bauabschnittes ist nach erneuten öffentlichen Ausschreibungsverfahren ein neuer erfahrener Auftragnehmer vor Ort, die Firma „Bauhof Dorsch GmbH“ aus Rostock.

Bevor man jedoch beim Bau in die Höhe gehen kann, muss zunächst das Fundament ertüchtigt werden. Das ist auch bei unseren Sanierungsarbeiten nicht anders. Gegenwärtig laufen Arbeiten, die zunächst eine notwendige Überprüfung des Baugrundes durch Grabungen und Bohrungen vornehmen. Beim Wirtschaftsgebäude, in den vielen Jahrhunderten seines Bestehens unterschiedlich genutzt, verwundert es nicht, dass nicht nur verschiedene Bauepochen sichtbar sind, sondern ein ganzes Sammelsurium von baulichen Änderungen aufeinandertreffen. Die müssen nun in Abhängigkeit ihrer bau- und kulturhistorischen Bedeutung in die Arbeiten zur Sanierung des Wirtschaftsgebäudes einbezogen werden.

Allem voran wird zunächst das Fundament für die Stahlbetonwand hergestellt, die die Hauptlast des neuen Daches tragen wird (Bild 1) und die Trennwand zwischen neuem Treppenhaus und Halle bildet. Vor dem Betonieren soll jedoch die Befundlage durch die Bauforschung dokumentiert werden, weil man bisher an dieser Stelle noch nicht in diese Tiefe unter dem Fußboden vorgestoßen ist.

Der Fundamentbereich für das Treppenhaus 1 und des Fahrstuhlschachtes, die sich etwa in der Mitte des Gebäudes befinden und über die auch der Zugang zur oberen Etage des Mühlenflügels erfolgt, wurde bereits fertig ausgehoben (Bild 2).

Die geplante Stahlbetonwand wird in ihrer Höhe durch Kernbohrungen und einbetonierten Trägern mit der Backsteinwand verbunden.

Der mittelalterliche Backsteinbogen im „westlichen Schiff“ kann von seinen Ausmauerungen befreit werden, wobei zunächst eine Unterfangung zur Standsicherheit des Bogens eingebracht wird. Was die Sandsteinlaibungen der Fenster an der Westseite und des Zuganges betrifft, die im Zusammenhang mit dem Umbau zur „Vitakost“ eingebaut wurden, ist festgelegt, dass sie nicht entfernt werden, sondern im Sinne der Sichtbarmachung wichtiger Nutzungsabschnitte des Gebäudes erhalten bleiben. Die in den 60iger Jahren eingezogenen Stahlträger über den Fenstern müssen allerdings erneuert werden.

Der Fußboden im „neuen“ Fluchttreppenhaus 2, das sich exakt an der Nordostecke des Gebäudes befinden wird, soll als Pfahlgründung ausgeführt werden. Bei einer Grabung ist man in ca. zwei Metern Tiefe auf Grundwasser gestoßen und auf zwei Holzpfähle, die zu einer schon mittelalterlichen Pfahlgründung schließen lassen (Bild 3 und 4). Ein Grund mehr auch heute für einen tragfähigen Grund Betonpfählen für die Lastaufnahme des Fußbodens und der Treppe einzusetzen.

Natürlich wird an dieser Stelle auch Rücksicht auf die vorhandene Bausubstanz genommen. Die in der Nordwand von außen sichtbaren Öffnungen im Fundamentbereich muten zunächst wie Zugänge zu Kellern an, was sich aber durch die Grabungen im Inneren nicht bestätigt hat. Dieser Befund wird vor dem Betonieren durch den Bauforscher und Denkmalschutz noch begutachtet.

Schließlich wird auch schon am Fundament des zukünftigen Technikraumes im östlichen Anbau gearbeitet (Bild 5 und 6).

Die Reste der ehemaligen Kellergewölbe, in denen im 19. Jahrhundert nach der Beschreibung von Möckel auch schon mal Kartoffeln lagerten, werden mit Kies verfüllt. Die sichtbare Blendnische an der Westwand des Raumes wird unterhalb der Sohle mit Kies aufgefüllt und die unterbrochene Wandfläche ausgemauert. Der sichtbare Teil der Blendnische oberhalb der Sohle erhält einen Sturz. Neu wurde ein Backsteinfußboden freigelegt, der von dem Bauforscher noch eingeordnet werden muss.

Die Baubesprechungen werden in einem einwöchigen Rhythmus durchgeführt und man darf gespannt sein, wie sich der Bau in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln wird.


Juni 2023

Es geht voran auf der Baustelle. Seit einigen Wochen ist es bereits deutlich zu sehen. Die neue Dachdeckung mit einer „Mönch-Nonnen-Ziegeleindeckung“ ist so gut wie abgeschlossen. Darüber haben wir hier bereits vor zwei Wochen berichtet. Inzwischen ist auch das Gerüst fast komplett verschwunden. Der Ortgang hat eine Kupferabdeckung bekommen. Für alle, die nicht vom Fach sind: Der Ortgang bezeichnet eine geneigt verlaufende seitliche Dachkante einer Dachfläche und bildet gemeinsam mit dem Dachüberstand den oberen Abschluss dies Giebels.

Dies ist ein wichtiger Schritt bei der Sanierung des Mühlenflügels, dessen Baufortschritt dadurch gut zu erkennen ist. Auch im Inneren des Mühlenflügels wird an allen Ecken und Enden gearbeitet.  Die bereits vor 750 Jahren versetzten und teils stark mitgenommenen Ziegelsteine in den Fassaden wurden umfassend saniert und – soweit notwendig – durch neue Klinkersteine form- und farbgerecht ausgetauscht oder ergänzt.

Gut zu erkennen sind die gelungenen Reparaturarbeiten auch am Westgiebel. Die Planen, die ihn zuletzt noch verdeckt haben, sind abgenommen worden. Das Baugerüst ist nicht mehr da und so gibt es jetzt eine tolle Ansicht auf die restaurierte Fassade.


Was zuvor bereits alles passiert ist: 

Jeder in Bad Doberan kann es mit eigenen Augen sehen, seit Oktober 2022 wird am Wirtschaftsgebäude gearbeitet und die lange geplanten Bauarbeiten des 1979 durch einen Brand zerstörten Wirtschaftsgebäudes im Doberaner Zisterzienserklosters haben endlich begonnen. Die Planung der Sanierung des Gebäudes liegt in den Händen des Architekturbüros A&P aus Wismar und die Bauausführung wird durch die BauUnion Wismar durchgeführt.

1292, also etwa 100 Jahre nach der Aufgabe des ersten Klosterstandortes in Althof und der Neuansiedlung der Zisterzienser in Doberan, wurde dieses Gebäude errichtet. Somit zählt es zu den ältesten Gebäuden des Klosterareals. Dort kann natürlich nicht jeder Werkeln und Bauen, sondern es bedarf einer fachgerechten Baubegleitung. Diese Aufgabe haben Denkmalpfleger, Tragwerksplaner, Holzschutzsachverständige, Bauforscher und Restaurator, Artenschutzbeauftragte und Schadstoffsachverständige übernommen. Wöchentlich finden Baubesprechungen statt. Wir dürfen sicher sein, dass damit alle Bereiche eines modernen, nachhaltigen, vor allem aber denkmalgerechten Bauens einbezogen sind. Aktuell hängt die Ausführung des Baus nicht hinterher, sondern befindet sich exakt in der Zeitplanung von A&P, was heute bei Leibe nicht auf alle Bauvorhaben im Land zutrifft.

Aber was ist bisher am ersten Bauabschnitt, dem Mühlenteil des Wirtschaftsgebäudes geschehen und welche Arbeiten wurden in Angriff genommen? Von außen fallen einem die Arbeiten am Dach natürlich zuerst auf. Hier mussten vor allem die Dachsparren erneuert werden, um die Auflage für eine Neueindeckung zu schaffen.

Die Balkenkonstruktion im Inneren des Gebäudes war zum Teil noch gut erhalten, aber bisweilen auch sehr marode, so dass nichts anderes übrigblieb, als sie zu erneuern. Alles was erhaltenswert war, wurde erhalten. Beispielsweise brauchte ein Teil der mittelalterlichen Eichenbohlen an den Traufseiten der ersten und zweiten Etage des Hauses, die als Auflage für die Balkenkonstruktion dienen, nicht ausgewechselt zu werden. Mittlerweile haben auch die Fußböden wieder eine neue Dielung erhalten und sind vollständig begehbar.

Um den heutigen Anforderungen für einen sicheren Bau gerecht zu werden sind statisch passende Stahlträger eingebaut worden, die dem Mühlenteil die richtige Standsicherheit garantieren. Auch hier arbeitet man wie bei der Bauplanung und -ausführung mit regional beheimateten Firmen zusammen, wie der Peene Stahl AG aus Neukahlen.

Backstein ist als Baumaterial nicht nur attraktiv, sondern auch extrem langlebig. Aus diesem Grund brauchen die Ziegel im inneren und äußeren Teil des Mühlenflügels auch nur dort ausgewechselt zu werden, wo die Tragfähigkeit des Mauerwerkes gefährdet ist, oder an Stellen, die später nicht mehr erreichbar sind. Die durch den Brand porös gewordenen Ziegel am Anschluss zum Langhaus mussten allerdings komplett erneuert werden.

Die Schauseite der Westfassade mit ihrem Doppelbogenfries und den geschlossenen Spitzbögen wird durch das Einziehen von zahlreichen Mauerankern stabilisiert, um der voranschreitenden Rissbildung im Mauerwerk zu begegnen.

Text: Lothar W. Kroh, Fotos: Archiv Klosterverein Doberan

.

Bautenstand Februar 2023

Bad Doberan Kloster-Wirtschaftsgebäude

Die Bauarbeiten am Mühlenflügel des großen Wirtschaftsgebäudes haben im Oktober 2022 begonnen. Der Baufortschritt entspricht weitestgehend dem Bauzeitenplan des betreuenden Architekturbüro A&P Wismar. Ausführender Baubetrieb ist die BauUnion Wismar.

Wöchentlich wird eine am Dienstag um 10.00 Uhr eine Bauberatung durchgeführt.

Die Baubegleitung durch Denkmalpfleger, Tragwerksplaner, Holzschutzsachverständigen, Bauforscher und Restaurator, Artenschutzbeauftragten und Schadstoffsachverständigen findet laufend statt.

Der Prüfstatiker wird während des Bauablaufes eingebunden.

Notwendige neue statisch-konstruktive Lösungen werden auf Denkmalverträglichkeit geprüft und erfordern in vielen Fällen eine Umplanung, um die konstruktiven Eingriffe in die mittelalterliche Bausubstanz denkmalfachlich verantworten sind können.

  1. Zimmererarbeiten

Instandsetzung der tragenden Balkenkonstruktion

Im bisherigen Verlauf wurden die tragende Deckenbalkenkonstruktion über EG und OG instandgesetzt.

Dazu musste in einem wesentlich größeren Umfang, wie geplant, schadhafte Balkenkonstruktionen ausgetauscht bzw. teilweise ersetzt werden.

Inzwischen wurden die Fußböden mit neuer Dielung wieder geschlossen.

Die mittelalterliche eicherne Auflagerschwelle an den Traufseiten ist nach einem zusätzlichen Aufmaß des Holzschutzsachverständigen, soweit es möglich war, im Bestand erhalten und ergänzt worden.

  1. Maurerarbeiten

Instandsetzung geschädigter Teile der Aussenwände und Öffnungselemente

Die Instandsetzung des Mauerwerkes wird im ersten Bauabschnitt Innen wie Außen nur auf das Notwendigste zur Herstellung der Tragfähigkeit des Mauerwerkes (z.B. Auflagerbereiche der Deckenbalken) reduziert und auf die Bereiche die später nicht mehr erreichbar sind. Die Schädigung der des Außenmauerwerkes durch den Brand im Jahr 1979 sind vor allem in den Anschlussbereichen zum Langhaus enorm und in sehr guter Qualität fachgerecht ausgebessert worden.

Der Westgiebel des Mühlenanbaus muss nachträglich durch eine Vielzahl von Mauerankern gesichert werden, weil eine starke Rissbildung zu verzeichnen ist. Statisch notwendige Maßnahmen müssen denkmalverträglich umgesetzt werden. Das bedeutet oft einen höheren Aufwand in der Realisierung.

Ein großer Mehraufwand ist im Bereich des östlichen Innengiebels durch massive Schädigung des Mauerwerkes infolge Durchfeuchtung (undichter Anschluss Notdach) und Frosteinwirkung zu verzeichnen. Die Reparatur dieser Mauerwerkspartie, mit größtmöglichen Substanzerhalt,  ist aus statischer Sicht dringend erforderlich.

  1. Dachdeckerarbeiten

Vorbereitung der durch Instandsetzung der Sparrenlage, bzw. Abstützung der Sparren und Wiederherstellung des Traufmauerwerkes. Die eigentlichen Dachdeckungsarbeiten beginnen nach Fertigstellung der Zimmererarbeiten, ab Ende März 2023. Als Nachtrag werden die Fensterbankverblechungen im 1.OG schon mit den Dacheindeckungsarbeiten fertiggestellt.

  1. Stahlbauarbeiten

Statische Ertüchtigung der tragenden Konstruktion im EG/ Mühlenbereich

Die tragenden Konstruktion ist mehrfach verändert worden und bedarf im EG die statische Ertüchtigung durch das nachträgliche Einziehen mehrerer Stahlträger und deren Abstützung incl. Fundamentierung im Bereich des Mahlganges.

Im Zuge der Ausführungsplanung ergaben sich Änderungen im Bezug auf die bisherige Planung und Statik.

Die Vorbereitung incl. Ausführungsplanung durch den ausführenden Betrieb „Pennestahl“ sind abgeschlossen. Die Ausführung ist für März 2023 geplant.

25.06.2023 Neues Dach backhausmühle

28.03.2023 Dacharbeiten

23.10.2022 Backsteine geliefert

19.10.2022 Bauholz / Dachbalken

2021_10_26 Darrenabbau

26.10.2021 Vorbereitung der Baumaßnahmen. Abbruch der Darre.