von Lothar W. Kroh
Obst- und Weinbau gehören seit jeher zu den Tugenden der Zisterzienser, und so werden wohl auch im Doberaner Kloster selbst oder in seiner Nähe Obstbäume gestanden haben. Zeugnisse dieses mittelalterlichen Obstanbaus gibt es heute nicht mehr, denn der Lebenszyklus der Bäume ist einfach zu kurz und schriftliche Quellen zu diesem Thema existieren nicht. Trotzdem darf man davon ausgehen, dass über die Jahrhunderte hinweg der Obstbau im Kloster immer präsent war. Er gehörte einfach zum Klosterleben dazu.
Heute finden wir im Kloster immer noch eine Vielzahl von Obstbäumen, die ihren Ursprung jedoch in der neuzeitlichen Nutzung des Areals als Kleingartenanlagen haben. Die Zeit der Kleingärten im Klosterareal ist vorbei, geblieben sind die Obstbäume. Im Bereich des Klostergartens, dort wo zur Zeit der Zisterzienser das Spital und der Abtshof lagen, also auf der Wiese zwischen Münster und Kornhaus, werden diese Obstbäume neben Gewürzen, Heilpflanzen und Blumen von der AG Klostergarten und der AG Kornhaus liebevoll umsorgt und gepflegt. Aber welche Sorten an Obstbäumen haben sich hier erhalten? Das wollte man genauer wissen und jedem Baum einen Namen geben, der dann im Sinne der Bildung auf einem kleinen Aluschild am Stamm für jedermann lesbar sein soll. Allein war das nicht zu Wege zu bringen und so holte man sich Hilfe durch einen Experten. Auf Einladung von Frau Dr. Petra Wallmann war Herr Dr. Friedrich Höhne bereit, die Aufgabe der Sortenbestimmung im Klostergarten zu übernehmen. Dr. Höhne ist gelernter Gärtner, hat Gartenbau an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert, später auch promoviert. 40 Jahre war er als Obstforscher tätig, zunächst in Dresden und über 30 Jahre in Mecklenburg-Vorpommern, in Gülzow, bei Güstrow. Heute im Ruhestand ist er weiterhin im Pomologen-Verein e.V. aktiv und steht seit einigen Jahren der Landesgruppe Mecklenburg-Vorpommern vor.
Zünftig ausgerüstet mit Gummistiefeln und Obstmesser zogen Dr. Höhne und einige Mitglieder der AGs diese Woche los, kartierten die Bäume und notierten die von ihm bestimmten Sorten. Oft war die Zuordnung nicht schwer für ihn und so finden sich unter den Apfelbäumen neben dem im Titel genannten „Fürst Blücher“ auch ein „Martini-Apfel“ oder die „Doberaner Renette“. Letztere soll als „Graue Renette“ mit Mönchen aus Frankreich eingewandert sein und ihre Heimat hier in Doberan gefunden haben. Mit kleinen Geschichten zu den Sorten und deren Entwicklung wurden auch einige gartenbaulichen Tricks beim Pfropfen oder Veredeln ausgetauscht.
Schließlich noch eine kurze Bemerkung zu dem eingangs erwähnten Weinbau. Auf die Frage ob er sich denn vorstellen könnte, dass neben Obst in Doberan auch Wein angebaut wurde, zeigte Dr. Höhne kurzerhand auf den Buchenberg und meinte, dass genau dieser Berg vor den Toren des Klosters nahezu ideale Bedingungen für den Weinanbau geboten haben dürfte. Dieser spannenden Frage des Weinbaus für das Kloster Doberan könnten wir uns vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt widmen.
Hinweisen möchte ich noch auf den Vortrag von Dr. Hoehne, den er am 17. Oktober halten wird und der mit „Apfelanbau vom Mittelalter bis heute“ übertitelt ist. In Anbetracht der praktischen Übungen im Klostergarten dürfte der Vortrag nicht nur für die Klostergärtner von großem Interesse sein.