„Das Doberaner Münster: ein Pionierbau (nicht nur) der Backsteingotik“

Von Petra Wallmann & Dirk Emmerich

Am 19. Juni hatten Klosterverein, Münsterbauverein und die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Bad Doberan gemeinsam zu einem Vortrag eingeladen – nicht wie gewohnt im Gymnasium, sondern im Münster. Der Grund: Es ging ums Münster selbst. Fast einhundert Interessierte waren der Einladung gefolgt.

Referent Dr. Christian Kayser aus München hat sich intensiv mit der Baugeschichte des Doberaner Münsters beschäftigt und hat schon vor längerer Zeit festgestellt: Der Bau des Münsters, der in erstaunlich kurzer Zeit ausgeführt wurde, war eine Pionierleistung der mittelalterlichen Baukunst!

Dr. Christian Kayser studierte Architektur an der TU München mit dem Schwerpunkt Baugeschichte. Während und nach dem Studium sammelte er Erfahrungen in der Bauforschung, unter anderem für das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und bei der Dokumentation antiker Bauten in Olba/Diokaisareia. Seit 2004 war er Projektleiter im Büro Barthel & Maus und leitet die gewachsene Unternehmung „Kayser + Böttges | Barthel + Maus Ingenieure und Architekten GmbH“ als einer von zwei Geschäftsführern. Von 2008 bis 2011 war er zudem Akademischer Rat am Lehrstuhl für Tragwerksplanung, mit dem Forschungsgebiet „Historische Tragwerke“.

Seine Promotion widmete er dem Thema „Die Baukonstruktion gotischer Fenstermaßwerke in Mitteleuropa“. Seither beschäftigt er sich intensiv mit historischer Bautechnik, insbesondere dem spätmittelalterlichen Gliederbau.

Gemeinsam mit Martin Heider, Kustos des Münsters, veröffentlichte er ein Buch: „Das Doberaner Münster – Bau, Geschichte, Kontext„. Wer das kaufen möchte >> hier

Im Zentrum des Vortrags standen die wesentlichen Ergebnisse seiner Forschungen. Kayser erläuterte Baudetails, die den experimentellen Charakter des Doberaner Münsters deutlich machen: statisch unwirksame Stützelemente, zusätzliche Sicherungssysteme, historische Bauschäden – und vieles mehr.

Das Resümee: Das Münster von Bad Doberan, die „Perle der Backsteingotik“, ist ein Kulturdenkmal von herausragender Bedeutung. Es zählt zu den frühesten großen gotischen Backsteinbasiliken im Ostseeraum – und zu den ambitioniertesten Ordenskirchen der Zisterzienser überhaupt.

Nicht nur die Ausstattung, sondern auch die wesentlichen Bauelemente – bis hin zu den bauzeitlichen Dachwerken über dem Hauptschiff – sind erhalten geblieben.

Die Untersuchungen der letzten zehn Jahre haben zentrale Fragen zur baulichen Entwicklung der Kirche, zu ihrer Bedeutung in Architektur- und Konstruktionsgeschichte sowie zum historischen Schicksal von Kirche und Konventsgebäuden klären können.

Auch im Vergleich mit nahezu gleichzeitig oder wenig später errichteten Schwesterbauten in Lübeck, Schwerin, Rostock und Stralsund zeigt sich: Das Doberaner Münster nimmt mit seiner innovativen Bautechnik eine herausragende Stellung im Netzwerk der frühen Backsteingotik ein.

Fazit des Abends: Ein spannender Vortrag in für unseren Verein ungewohnter, aber sehr passenden Umgebung. Die gemeinsame Vorbereitung und Durchführung mit dem Münsterbauverein und der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde war eine tolle Bereicherung für uns. Vielen Dank für die Zusammenarbeit!

Schon vormerken:

Der nächste Vortrag findet am 6. November wieder im Gymnasium statt.

Thema: „Mecklenburgische Klöster als fürstliche Gedenkorte (14.–16. Jahrhundert)“

Referent: Prof. Wolfgang Huschner