Von Dirk Emmerich

Wen man das Wirtschaftsgebäude aus der Ferne sieht, ist inzwischen auch für den Laien sichtbar, dass es noch viel mehr Baustelle geworden ist. Im Innern der großen Halle – dort wo einmal das Dach raufkommen wird – befinden sich mehrere Gerüste. Und auch von außen sind überall Gerüste zu sehen.

Im Oktober ist viel an den beiden ersten Arkaden passiert. Wir hatten hier an dieser Stelle ja bereits mehrfach beschrieben, dass diese nicht mehr zu halten waren und erneuert werden mussten. Sie wurden in den letzten Wochen zunächst zurückgebaut. Anschließend wurden zwei Schalungen für das neue Vermauern der beiden Arkadenbögen angebracht. Architekt Renee Kunz und sein Team sind hier sehr akribisch vorgegangen. In der nicht immer ganz reibungslosen Abstimmung mit der Denkmalpflege ist es gelungen, einen möglichst großen Teil der alten ursprünglichen Backstein-Ziegel weiterzuverwenden. Doch das war nicht mit allen möglich. Der Zustand der Ziegel und auch der Zustand während der Arbeit sichtbar gewordenen Mauerwerks war einfach zu schlecht. Auf den Fotos ist dies deutlich zu sehen.

Zehn Paletten mit Backstein-Ziegeln, insgesamt. 1.600, wurden hier in den letzten Wochen verbaut. Die Bauleute hatten gehofft, mit weniger auskommen zu können.

Maßgabe war und bleibt, dass die Wände des Gebäudes, zu den die Arkaden ja dazugehören, mit dem künftigen Dach verbunden werden und eine Einheit bilden sollen. Dafür müssen die Wände statisch stabil und belastbar sein.

Damit diese Maßgabe für die gesamte Halle garantiert werden kann, ist inzwischen  auch klar, dass nach den ersten beiden Arkaden weitere erneuert werden müssen. Im Bauprotokoll heißt es dazu sachlich-nüchtern: „Auch bei den mittleren Arkadenbögen ist voraussichtlich ein Teilrückbau im Scheitelpunkt notwendig… Ein Substanzverlust ist hier nicht abwendbar. Nach dem Rückbau ist zu klären, womit die Schalen beim Wiederaufbau zu verfüllen sind.“ Klar soll dann auch hier so viel wie möglich von der mittelalterlichen Substanz erhalten bleiben. Aber einfach Fugen verdichten und ein bisschen Ausbessern reicht eben nicht, so Architekt Renee Kunz, die Schäden sind zu groß. Es wäre einfach nicht nachhaltig.

Diese Expertise der Baufachleute auf der einen Seite und die Prämissen der Kunsthistoriker, die möglichst alles erhalten wollen, auf der anderen Seite unter einen Hut zu bekommen, ist und bleibt eine Herausforderung dieses Projekts. Zumal die Kosten bereits jetzt gestiegen sind und das 7,5-Millionen-Budget für den Erhalt und die Sanierung des Wirtschaftsgebäudes aufgestockt werden muss. Das war auch ein Punkt beim Besuch von Till Backhaus, Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt von Mecklenburg-Vorpommern, auf der Baustelle Anfang Oktober. Ziel ist es, alle Beteiligten dazu an einen Tisch zu bekommen, um die bestmöglichen Lösungen zu finden.

Ortswechsel. Von der großen Halle rein in den Mühlenflügel. Auch hier hat sich einiges getan in den letzten Wochen. Deutlich zu erkennen – von außen und innen – die Fenster sind endlich drin. Der bislang immer dunkel erscheinende Raum mit der Mühle erstrahlt auf einmal im Tageslicht.

Im künftigen Eingangsbereich zur Mühle aus Richtung Kornhaus ist in der Trennwand zum eigentlichen Mühlenraum ein Bogen teilweise sichtbar geworden, der jetzt weiter freigelegt werden soll. Die Ausmauerung soll komplett entfernt werden, sodass es einen freien Blick auf die Mühle geben wird. Dadurch werden sich ganz neue Perspektiven eröffnen. Eventuell wird es hier eine Glaswand geben, vielleicht bleibt die neue große Öffnung auch einfach offen. Auf jeden Fall wird es möglich sein, die Mühle bereits beim Betreten des Eingangsbereichs aus größerer Entfernung zu sehen, ohne dass der Blick durch eine Mauer verdeckt wird. Möglicherweise gibt es weitere dieser Bögen im Mühlenflügel. Das soll in den Wintermonaten untersucht werden. Und es ist so, wie seit Beginn der Bauarbeiten. Es gibt noch jede Menge zu lernen von diesem Haus und auf die dabei gewonnenen Erkenntnisse zu reagieren.

Und „last but noch least“ – auch das ist wichtig für das Bautagebuch im Monat Oktober – im Übergangsbereich zwischen Mühlenflügel und großer Halle sind die Räume für die geplanten öffentlichen Toiletten erkennbar.

Im Oktober hat die Ostseezeitung einen Artikel zum Stand des Baugeschehens mit der Überschrift „Besuch auf Doberans größter Baustelle“ veröffentlicht. Wer da auch nachlesen möchte > hier anklicken.