Estragon – Heilkraut des Monats August

Von Gudrun Dietrich

Einer dieser Schätze ist Estragon. Üppig gedeiht er im Doberaner Klostergarten und hat es sich als „Gurkenkraut“ eindeutig verdient, „Heilkraut des Monats“ zu werden.

Winterfest, mehrjährig, lateinisch Artemisia dracunculus, wird die Pflanze in der Volksheilkunde auch Dragon oder Trabenkraut genannt.

Schon vor der Zeitrechnung in China erwähnt, gern im arabischen Raum genutzt, wird Estragon in Italien erstaunlicherweise erst im 13. Jahrhundert erwähnt. Dabei gibt es die Pflanze wild wachsend schon länger in Europa.

Bereits seit dem 9. Jahrhundert ist Estragon für Franzosen als Heil- und Küchenkraut wichtig. Und dann versteht es sich von selbst, dass durch das Mutterkloster der Zisterzienser, die Abbaye de Cîteaux, diese Pflanze den Weg in die Klostergärten fand, eben auch zu uns nach Bad Doberan.

Während Estragon heute vorwiegend seine Kraft in der Küche entfaltet, in der französischen Küche gar unentbehrlich ist und bei der Herstellung von feinen Likören eine Rolle spielt, ist seine Bedeutung in der Medizin kaum noch vorhanden. Das liegt an den Befürchtungen gegenüber dem enthaltenen Estragol – deshalb auch der allgemeingültige Rat, keinen übermäßigen Konsum zu betreiben.

Denn schon Paracelsus stellte im 16. Jahrhundert fest: „Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift.“

Die Mönche und Ärzte im Mittelalter wussten mit Estragon umzugehen.  Sie nutzten diese Pflanze vorwiegend zur Stärkung der Verdauungsorgane durch die enthaltenen Harze, Gerb- und Bitterstoffe, die auch schmerzlindernd und beruhigend wirken können. Bei Rheuma – und Gichtproblemen wurde ein Brei, hergestellt aus frischen Blättern, für Umschläge eingesetzt. Selbst bei Frauenbeschwerden, z.B. der Wechseljahre, verwendete man Estragon.

Estragon ist eine ausdauernde Pflanze, die sonnige Standorte liebt und im Juni/ Juli die Blüten sehen lässt. In Doberaner Klostergarten ist ihr Platz einfach perfekt, wie sich bei einem Spaziergang unschwer erkennen lässt! Das Kastenbeet reicht kaum aus für die überbordende Masse.

In der heutigen Küche gehören Estragonessig und -senf zu den Lieblingen. Die Blätter verfeinern Speisen wie Salate, Omelette, Geflügelgerichte und sind Bestandteil verschiedener Soßen. Und eignen sich hervorragend zum Einlegen von Gurken, sagt Claudia Pirch-Masloch aus unserer Klostergarten-AG. 

Sie verleihen unterschiedlichen Speisen das gewisse Etwas – und tun uns gut!

Etwa 100! Kaum zu glauben, welche Schätze unser Doberaner Klostergarten beheimatet! Jeden Monat neu küren wir ein HEILKRAUT DES MONATS.