Von Lothar W. Kroh

Gemütlich fließt der Mühlbach wieder durch den ruhigen Mühlenflügel des Wirtschaftsgebäudes. Seit Ende Juli sind die Bauarbeiten abgeschlossen und das Haus präsentiert sich dem Betrachter wieder in seiner ganzen Backsteinpracht. Jetzt ist auch der letzte Teil des Baugerüsts entfernt. (wir haben drüber im Bautagebuch berichtet).

Die gelungene Rekonstruktion im ersten Bauabschnitt der Sanierung des Wirtschaftsgebäudes macht natürlich Lust darauf zu sehen wie es weiter geht. Was passiert im zweiten Bauabschnitt?

Jetzt steht das Haupthaus, manche nennen es auch das Hauptschiff wie bei einer Kirche, oder die große Halle, im Mittelpunkt des Baugeschehens. Auf jeden Fall haben sich im Vergleich zum Mühlenflügel die Dimensionen des Baus geändert. Nun geht es darum, dass das mittelalterliche Mauerwerk ertüchtigt wird, um die neue Dachkonstruktion aufnehmen zu können. Die Dachfläche in 20 Metern Höhe und mit einer Länge von über 60 Metern muss aufgebracht, sowie Fenster und Türen eingebaut werden, damit das Gebäude wieder vor Wind und Wetter geschützt ist.

Gemäß unserem Spendenmotto für „Neues Leben unter neuem Dach“ rufen wir alle Freunde und Interessierte am Kloster Doberan zur Beteiligung an der weiteren Finanzierung der Sanierung des Wirtschaftsgebäudes auf, um die Stadt Bad Doberan als Eigentümerin bei diesem wichtigen Vorhaben zu unterstützen.

Für die anspruchsvollen Bauarbeiten des zweiten Bauabschnittes ist nach erneuten öffentlichen Ausschreibungsverfahren ein neuer erfahrener Auftragnehmer vor Ort, die Firma „Bauhof Dorsch GmbH“ aus Rostock.

Bevor man jedoch beim Bau in die Höhe gehen kann, muss zunächst das Fundament ertüchtigt werden. Das ist auch bei unseren Sanierungsarbeiten nicht anders. Gegenwärtig laufen Arbeiten, die zunächst eine notwendige Überprüfung des Baugrundes durch Grabungen und Bohrungen vornehmen. Beim Wirtschaftsgebäude, in den vielen Jahrhunderten seines Bestehens unterschiedlich genutzt, verwundert es nicht, dass nicht nur verschiedene Bauepochen sichtbar sind, sondern ein ganzes Sammelsurium von baulichen Änderungen aufeinandertreffen. Die müssen nun in Abhängigkeit ihrer bau- und kulturhistorischen Bedeutung in die Arbeiten zur Sanierung des Wirtschaftsgebäudes einbezogen werden.

Allem voran wird zunächst das Fundament für die Stahlbetonwand hergestellt, die die Hauptlast des neuen Daches tragen wird (Bild 1) und die Trennwand zwischen neuem Treppenhaus und Halle bildet. Vor dem Betonieren soll jedoch die Befundlage durch die Bauforschung dokumentiert werden, weil man bisher an dieser Stelle noch nicht in diese Tiefe unter dem Fußboden vorgestoßen ist.

Der Fundamentbereich für das Treppenhaus 1 und des Fahrstuhlschachtes, die sich etwa in der Mitte des Gebäudes befinden und über die auch der Zugang zur oberen Etage des Mühlenflügels erfolgt, wurde bereits fertig ausgehoben (Bild 2).

Die geplante Stahlbetonwand wird in ihrer Höhe durch Kernbohrungen und einbetonierten Trägern mit der Backsteinwand verbunden.

Der mittelalterliche Backsteinbogen im „westlichen Schiff“ kann von seinen Ausmauerungen befreit werden, wobei zunächst eine Unterfangung zur Standsicherheit des Bogens eingebracht wird. Was die Sandsteinlaibungen der Fenster an der Westseite und des Zuganges betrifft, die im Zusammenhang mit dem Umbau zur „Vitakost“ eingebaut wurden, ist festgelegt, dass sie nicht entfernt werden, sondern im Sinne der Sichtbarmachung wichtiger Nutzungsabschnitte des Gebäudes erhalten bleiben. Die in den 60iger Jahren eingezogenen Stahlträger über den Fenstern müssen allerdings erneuert werden.

Der Fußboden im „neuen“ Fluchttreppenhaus 2, das sich exakt an der Nordostecke des Gebäudes befinden wird, soll als Pfahlgründung ausgeführt werden. Bei einer Grabung ist man in ca. zwei Metern Tiefe auf Grundwasser gestoßen und auf zwei Holzpfähle, die zu einer schon mittelalterlichen Pfahlgründung schließen lassen (Bild 3 und 4). Ein Grund mehr auch heute für einen tragfähigen Grund Betonpfählen für die Lastaufnahme des Fußbodens und der Treppe einzusetzen.

Natürlich wird an dieser Stelle auch Rücksicht auf die vorhandene Bausubstanz genommen. Die in der Nordwand von außen sichtbaren Öffnungen im Fundamentbereich muten zunächst wie Zugänge zu Kellern an, was sich aber durch die Grabungen im Inneren nicht bestätigt hat. Dieser Befund wird vor dem Betonieren durch den Bauforscher und Denkmalschutz noch begutachtet.

Schließlich wird auch schon am Fundament des zukünftigen Technikraumes im östlichen Anbau gearbeitet (Bild 5 und 6).

Die Reste der ehemaligen Kellergewölbe, in denen im 19. Jahrhundert nach der Beschreibung von Möckel auch schon mal Kartoffeln lagerten, werden mit Kies verfüllt. Die sichtbare Blendnische an der Westwand des Raumes wird unterhalb der Sohle mit Kies aufgefüllt und die unterbrochene Wandfläche ausgemauert. Der sichtbare Teil der Blendnische oberhalb der Sohle erhält einen Sturz. Neu wurde ein Backsteinfußboden freigelegt, der von dem Bauforscher noch eingeordnet werden muss.

Die Baubesprechungen werden in einem einwöchigen Rhythmus durchgeführt und man darf gespannt sein, wie sich der Bau in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln wird. Über den Fortgang der Arbeiten am Wirtschaftshaus werden wir auch weiterhin im Bautagebuch des Klostervereins berichten.

Hinweisen möchten wir auch auf die Ausführungen des Bauforschers Dr. Christian Fuchs zu den neuen Erkenntnissen am 16. September zu den Doberaner Klostertagen und auf eine Baustellenführung am Tag des offenen Denkmals, am Sonntag den 10. September 2023 um 14.00 Uhr durch die Denkmalpflegerin und Architektin Sabine Krahn-Schulze.